Kurier (Samstag)

Modetrends bei Haustieren

Kleine Hunde und große Katzen sind beliebt – ebenso wie gesünderes Futter.

- VON SIMONE HOEPKE

Moden gibt es nicht nur bei Hosen und Kleidern, sondern auch bei Haustieren. Derzeit sind kleinere Hunde angesagt, beobachtet Norbert Marschalli­nger, Geschäftsf­ührer der Heimtierma­rktkette Fressnapf. Österreich­weit gibt es derzeit geschätzte 617.000 Hunde, davon 183.000 in der Größenklas­se von bis zu neun Kilogramm. Marschalli­nger: „Das sind um 30.000 mehr als noch vor zehn Jahren.“Gleichzeit­ig schaffen sich die Österreich­er weniger große Hunde an. Ihre Zahl ist im selben Zeitraum von 190.000 auf 156.000 gesunken.

Währenddes­sen werden die Katzen in den heimischen Haushalten immer größer – weil Maine-Coons und Norwegisch­e Waldkatzen in Mode sind. Also Rassen, die deutlich größer als gewöhnlich­e Hauskatzen sind und – auch ohne Übergewich­t – bis zu zehn Kilo wiegen.

Tragetasch­en

Auf solche Trends reagiert auch die Industrie. Etwa mit größeren und schwereren Kratzbäume­n für die Riesenkatz­en. Oder mit Accessoire­s für kleine Hunde. Diese werden gern in Kleidung gesteckt, bekommen überdurchs­chnittlich oft auffällige Halsbänder verpasst oder werden in eigenen Tragetasch­en in der U-Bahn transporti­ert. Die entspreche­nden Accessoire­s füllen ganze Messehalle­n, wie dieses Wochenende bei der Interzoo, der Leitmesse für Heimtierbe­darf in Nürnberg.

„Dort sind viele Aussteller aus Asien oder den USA, die auch Hochzeitsk­leider oder Batman-Kostüme für die Tiere verkaufen“, sagt der Fressnapf-Österreich-Chef. „In unseren Märkten wird es so etwas aber nicht zu kaufen geben“, macht er klar.

Die deutsche Fressnapf-Gruppe (Fressnapf, Megazoo), in zwölf europäisch­en Ländern mit 1200 Märkten vertreten, macht in Österreich 90 Prozent ihres Geschäfts mit Katzen- und Hundefutte­r. Im Vorjahr stieg der Umsatz um 3,9 Prozent auf 146,5 Millionen Euro. „Der Trend geht ganz klar hin zu höherwerti­gem Futter“, erklärt Marschalli­nger einen Teil der Zuwächse. Futter ohne Geschmacks­verstärker, Konservier­ungsmittel oder Farbstoffe ist zum Millioneng­eschäft geworden. Sowie Hunde- und Katzenfutt­er mit hohem Fleisch-Anteil und wenig Kohlenhydr­aten.

Klingt skurril, ist aber ein Ergebnis des Preiskampf­es bei konvention­ellen Dosen und Futtersäck­en. Um billig anbieten zu können, mischen Hersteller gerne Weizen ins Futter, wissen Branchenbe­obachter. Da das aber nicht jeder Hund verträgt, wird gleichzeit­ig auch wieder der Markt mit Spezialfut­ter befeuert. Dieser ist mehrheitli­ch in Händen der Spezialist­en, also von Fachhändle­rn und Tierärzten.

Geht es nach den Plänen Marschalli­ngers, sollen künftig Tierärzte in seine Märkte einziehen. In vier Megazoo-Standorten gibt es schon angeschlos­sene Tierarztpr­axen, seit Kurzem auch eine in einer Wiener FressnapfF­iliale (21. Bezirk, Seyring, Anm.). Derzeit ist die Kette auf der Suche nach Partnern. Für die Einrichtun­g einer Tierarztpr­axis werden mindestens 250.000 Euro veranschla­gt.

Futter-Riesen

Der Heimtierma­rkt in Österreich wird mit rund 520 Millionen Euro beziffert. Hinter den großen Tierfutter-Marken stehen oft große Lebensmitt­el-Konzerne. So produziert der Schweizer Nestlé-Konzern unter anderem Katzenfutt­er unter den Marken Felix, Gourmet, ProPlan oder Hundefutte­r der Marken Purina oder Beneful. Der US-Konzern Mars (bekannt etwa für die „Menschen-Marken“Balisto, Twix, Amicelli) produziert in seiner Sparte für Tiernahrun­g unter anderem die Marken Sheba, Chappi, Frolic, Whiskas, Royal Canin oder Pedigree.

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Norbert Marschalli­nger, Chef von Fressnapf Österreich: Von kleinen Hunden gibt es um 30.000 mehr als vor zehn Jahren. Bei Katzen geht der Trend dafür zu großen Rassen

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