Kurier (Samstag)

Burgenland-VP: „Lieber Neuwahlen“

Neo-Parteichef. Thomas Steiner: „Glaube nicht, dass die Koalition hält“

- – THOMAS OROVITS

Vor einem Jahr hat der Eisenstädt­er Bürgermeis­ter Thomas Steiner die ÖVP-Burgenland übernommen. Wenige Tage zuvor hatten die Schwarzen bei der Landtagswa­hl 5,5 Prozent eingebüßt und waren unter 30 Prozent gesunken. Rot und Blau bildeten eine Koalition, die ÖVP landete nach 70 Jahren in der Opposition.

Im KURIER-Gespräch lässt der 49-jährige VP-Landeschef aufhorchen. „Wenn die rotschwarz­e Koalition im Bund nur mehr faule Kompromiss­e zustande bringt, sind mir Neuwahlen lieber.“Dass NeoKanzler Christian Kern eine Besserung brächte, sieht Steiner nicht. Die jüngsten Zahlenspie­lereien um Asylanträg­e lassen ihn, wie zuvor seinen Wiener Kollegen Gernot Blü- mel, am Neustart zweifeln. „Damit begibt man sich auf extremes Glatteis.“

Die SPÖ habe Köpfe getauscht, aber der Konflikt zwischen linker Willkommen­skultur und rechter Grenzendic­ht-Fraktion um Landeshaup­tmann Hans Niessl und Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil köchle weiter: Steiner: „Ich traue Kern nicht zu, diesen Spagat zu schaffen.“Deshalb könne er sich „beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Koalition bis 2018 hält“.

Und dann? Es brauche klare Verhältnis­se, plädiert der Jurist auf „allen politische­n Ebenen“für ein Mehrheitsw­ahlrecht. Das gegenseiti­ge Blockieren in der Regierung hätte ein Ende. Nach einem ersten Wahlgang würden die beiden stärksten Parteien in eine Stichwahl kommen. Der Sieger erhält die absolute Mehrheit plus ein Mandat, die restlichen Mandate würden auf die anderen Parteien nach deren Stärkeverh­ältnis im ersten Wahlgang verteilt. Die Doppelwahl würde von der Bevölkerun­g akzeptiert, weil damit gewährleis­tet sei, dass die „gesamte Legislatur­periode durchgearb­eitet wird“.

Braucht’s dann noch einen Bundespräs­identen samt Auftrag zur Regierungs­bildung? „Wir brauchen irgendeine Form des Staatsober­haupts“, aber das könnten auch die Landeshaup­tleute im Rotationsp­rinzip oder das Nationalra­ts-Präsidium übernehmen.

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