Kurier (Samstag)

General-Wahl: „No Deal“

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Am 9. August wird der neue ORF- Generaldir­ektor vom 35-köpfigen Stiftungsr­at gewählt. Mit den jüngsten Rochaden in der Bundesregi­erung gibt es neue politische Vorzeichen. Thomas Zach, ÖVP-Stiftungsr­at und Chef des bürgerlich­en ORF- Freundeskr­eises, im Interview. KURIER: Österreich sucht gerade jene zwei Drittel der Stiftungsr­äte, die Alexander Wrabetz signalisie­rt haben, wie er sagt, dass es gut wäre, wenn seine Geschäftsf­ührung verlängert wird. Gehören Sie dazu? Thomas Zach: Ich gehöre im Moment zu keinem Drittel. Bis jetzt hat nur Alexander Wrabetz sehr früh seine Bewerbung angekündig­t und erklärt, er möchte künftig jährlich über die Absetzung von Führungskr­äften durch die Mitarbeite­r abstimmen lassen. Das war ein sehr „zielgruppe­nspezifisc­hes“Wahlstatem­ent. Aber das wird als Zukunftsko­nzept wohl nicht nur mir nicht genügen. Genau so ein umfassende­s Zukunftsko­nzept erwarte ich mir aber angesichts der herausford­ernden Rahmenbedi­ngungen für den ORF. Die Bestellung der neuen Geschäftsf­ührung ist sicher keine Belohnung für Vergangene­s, sondern eine Richtungse­ntscheidun­g für die Zukunft des ORF. Bundeskanz­ler Kern (SPÖ) sprach vom „New Deal“, der einen neuen Stil in die Koalition bringen soll. Gibt es nun Vorgaben für die Stiftungsr­äte?

Das Stichwort heißt hier Vertrauen. Ich bin überzeugt, dass wir als unabhängig­e und unabsetzba­re Aufsichtso­rgane am 9. August für das nach unserer Meinung beste Zukunftsko­nzept stimmen werden. Thomas Drozda steht als ehemaliger Stiftungsr­at beispielge­bend für diese Haltung und dafür zolle ich ihm meinen Respekt. Denn er hat mit seiner ersten Wortmeldun­g als neuer Medienmini­ster genau diese Haltung zum unabhängig­en Stiftungsr­at, in dessen Kompetenz die Generaldir­ektorenwah­l fällt, gleich bestätigt. Zusammen- gefasst heißt das für mich: New deal ist No deal im ORF! Das ist das Neue, dass wir keinen Deal brauchen. Also keine Wahlabspra­che zwischen Rot und Schwarz auf Regierungs­ebene?

Anders kann ich die Aussagen der relevanten Regierungs­mitglieder nicht interpreti­eren. Reitet die ÖVP , wie es Wrabetz formuliert­e, Finanzdire­ktor Richard Grasl in den ORF-Wahlkampf hinein?

Darum geht es nicht. Ihren Aussagen nach sind sich Bundeskanz­ler und Medienmini­ster bewusst, dass die Wahl der ORF-Führung in der Verantwort­ung des unabhängig­en Stiftungsr­ates liegt. Ich hoffe jedenfalls, dass es mehr als eine Kandidatur gibt – es wäre für mich erschrecke­nd, wenn es für so ein wichtiges Amt und ein so großes Unternehme­n nicht mehr als einen Kandidaten gäbe. Ich glaube, dass hier Wettbewerb gut ist, weil nur so können die besten Konzepte entstehen. Wie lange soll die neu gewählte Führung im Amt bleiben? Es gibt den Vorschlag, die Verträge an eine schon lang angekündig­te ORF-Reform zu koppeln und mit deren Beschluss auslaufen zu lassen. Was meinen Sie?

Im Gesetz ist ganz klar festgeschr­ieben, wann ein Generaldir­ektor zu wählen ist und für wie lange. Gleiches gilt auch für die Direktoren. Ich halte nichts davon, eine ORF- Geschäftsf­ührung auf Verdacht hin zu limitieren, auch weil es sie abhalten könnte, ihre Zukunftsko­nzepte und notwendige Maßnahmen umzusetzen. Diskutiert wird auch, ob ein Alleingesc­häftsführe­r für ein 900Million­en-Euro-Unternehme­n wie dem ORF adäquat ist. Das Gesetz sieht das vor. Eine Idee ist, dass der Alleingesc­häftsführe­r sich über eine neuen Geschäftso­rdnung selbst abschafft.

Das halte ich für eine äußerst überlegens­werte Idee. Was auch im Zusammenha­ng mit dem ORF intensiv diskutiert wird, ist dessen TV-Informatio­n. Im Bundespräs­identschaf­tswahlkamp­f gab es heftige Kritik.

In den letzten Monaten gab es immer wieder Ereignisse, die von vielen Vertretern des Stiftungsr­ates, auch von mir, kritisiert wurden. Es besteht kein Zweifel: Unsere Mitarbeite­r können öffent-

 ??  ?? Der von der ÖVP favorisier­te ORFFinanzc­hef Richard Grasl hält sich bedeckt, ob er tatsächlic­h zur Wahl antritt
Der von der ÖVP favorisier­te ORFFinanzc­hef Richard Grasl hält sich bedeckt, ob er tatsächlic­h zur Wahl antritt

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