Ein französischer Feierabend
Es war keine Galavorstellung, aber Gastgeber Frankreich startete mit einem Pflichtsieg ins Turnier. Payet machte erst in der 89.Minute den 2:1-Erfolg gegen Rumänien perfekt.
Die EM in Frankreich ist noch zu jung, um jetzt schon erahnen zu können, welche Bedeutung diese Szenen einmal im Rückblick haben werden, die sich gestern im Stade de France kurz nach Anpfiff und kurz vor dem Abpfiff zugetragen haben. Möglicherweise heißt es später aber sogar einmal, es wären die Schlüsselmomente dieses Turniers gewesen.
Ein Gastgeber, der schon nach wenigen Augenblicken in Rückstand gerät und sogar das Eröffnungsmatch verhaut – das hätten die Franzosen in diesen turbulenten Zeiten der Unruhen, Streiks – heute legen die Piloten der Air France die Arbeit nieder – und anderer Alltagssorgen gerade noch gebraucht.
Ein Glück des oft genannten Turnierfavoriten im Eröffnungsspiel gegen Rumänien war, dass zu Beginn nicht die ganze französische Nationalmannschaft auf dem falschen Fuß erwischt wurde. Goalie Lloris hatte seinen linken Fuß, ob zufällig oder instinktiv, gerade an der richtigen Stelle, als Stancu nach einem Eckball drei Meter vor dem Tor frei zum Schuss kam und den Ball nicht an der französischen Nummer eins vorbei bekam.
Ein anderes Glück der Franzosen war, dass Payet kurz vor Schluss, als viele schon einen Fehlstart befürchteten, ein letzter Geniestreich gelang. Sein Weitschuss mit dem schwächeren linken Fuß landete im Kreuzeck (89.) und machte den 2:1-Arbeitssieg perfekt.
Später Jubel
So konnte dieses EM-Turnier am Ende dann doch noch so beginnen, wie sie es in Frankreich alle ersehnt hatten. Unter dem Jubel der Fans im Stade de France, zu den Gesängen der Marseillaise, feierte der Gastgeber gegen den Außenseiter den allseits erwarteten und geforderten Erfolg.
Es war für die Franzosen ein mühsames Auftaktspiel. Das lag zum einen an der Nervosität, die den Spielern der Equipe Tricolore deutlich anzumerken war; und das lag vor allem aber auch an dem Gegner, der partout nicht gewillt war, in die von allen vorgesehene Rolle des Jausengegners und Punktelieferanten zu schlüpfen.
Statt ihr Heil wie erwartet in der Defensive zu suchen, agierten die Rumänen erstaunlich forsch und bereiteten damit den überraschten Franzosen sichtlich Probleme. Dabei hatte der rumänische Teamchef Iordanescu 24 Stunden vor der Eröffnungspartie noch gemeint: „Wir erwarten einen französischen Sturmlauf.“
Große Nervosität
Doch die Hausherren liefen sich bei ihren Offensivbemühungen oft fest. Es zeigte sich sehr schnell, dass die Rumänen in der Qualifikation für die Endrunde nicht von ungefähr die wenigsten Gegentore (zwei) aller EM-Teilnehmer kassiert hatten.
Nicht einmal der Führungstreffer durch Giroud (57.) konnte den Franzosen Sicherheit geben – ganz im Gegenteil: Oldie Evra brachte kurz darauf im Strafraum Stancu zu Fall, und nach dem verwandelten Elfmeter zum 1:1 (Stancu, 65.) begann für den Gastgeber wieder das große Zittern.
Als alles schon mit einem Remis rechnete, das sich Außenseiter Rumänien auch durchaus verdient hätte, kam dann der große Auftritt von Dimitri Payet. Zur Erleichterung von Frankreichs Teamchef Didier Deschamps. „Es war schwierig, aber dieser Sieg ist enorm wichtig.“ 1:0 2:1 Frankreich: Gelbe Karten: 1:1 Rumänien: