Schlägereien, Streik und Gestank
Widersprüchlicher Start.
Erste Fan-Randale, streikende Eisenbahner und Zehntausende Polizisten in Alarmbereitschaft: Stunden vor Beginn der EM herrschte in Frankreich große Nervosität. Mit gemischten Gefühlen fieberte das von den Pariser Anschlägen im November traumatisierte Land dem Großereignis entgegen.
Bereits vor Turnierbeginn kam es in Marseille zu Ausschreitungen (siehe Seite 12). Die Stadien sollen rund 90.000 Polizisten und Sicherheitskräfte sichern. Zu der bis zum 10. Juli dauernden Großveranstaltung werden 1,5 Millionen Fans aus dem Ausland und mindestens eine Million aus Frankreich erwartet. Eine besondere Herausforderung wird auch der Schutz der Fan-Meilen sein, wo sich Tausende die Begegnungen auf riesigen TV-Bildschirmen anschauen wollen. Hauptattraktion ist die Meile am Fuße des Eiffelturms, wo am Donnerstagabend ein Großkonzert reibungslos über die Bühne ging. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von fast 90.000 Zuschauern. „Alles lief wunderbar“, sagte sie.
Streiks
Erhebliche Bauchschmerzen bereiten den Behörden aber die Streiks im öffentlichen Dienst. Beschäftigte der Staatsbahn SNCF ließen den zehnten Tag in Folge die Arbeit liegen. Verkehrsminister Alain Vidalies drohte den Lokführern damit, sie notfalls zur Beförderung der Zuschauer zu zwingen. Außerdem warnte er die Gewerkschaften davor, Zugverbindungen zu Spielorten zu blockieren. Die Regierung werde solch illegale Formen des Protests nicht dulden. „Das ist eine Aktion gegen Frankreich und das französische Volk“, sagte Vidalies dem Sender Europe 1.
Streitpunkt ist die Arbeitsmarktreform von Präsident François Hollande, gegen die Demonstranten seit Wochen auf die Straße gehen. Der Dienstag wurde zu einem Tag des nationalen Protests ausgerufen.
Piloten von Air France planen aus Protest gegen das Gehaltssystem einen viertägigen Ausstand ab Samstag. Nach Angaben des Unternehmens sollen rund 80 Prozent der Flüge starten. Probleme gibt es zudem mit dem Abfall, weil die Müllabfuhr streikt. In Paris türmten sich die Abfälle bereits in den Straßen. Sie sollen nun von privaten Dienstleistern abgeholt werden. „Das wird aber ein paar Tage dauern“, sagte Bürgermeisterin Hidalgo.