Was der Brexit für die Tech-Branche heißt
Internet.
Das Internet kennt keine Ländergrenzen. Trotzdem kann man online nicht überall zu den gleichen Bedingungen einkaufen. Durch die historische Abstimmung Großbritanniens für den Austritt aus der EU werde diese Entwicklung nun noch weiter erschwert und es könnte zu Wettbewerbsnachteilen gegenüber dem Silicon Valley kommen, befürchten Branchenverbände.
„Das Nein der Briten zur EU ist natürlich zu respektieren, bedeutet jedoch unter Umständen einen Rückschlag für den digitalen Binnenmarkt“, erklärt Maximilian Schubert, Generalsekretär des Verbandes der öster- reichischen Internetwirtschaft ISPA, dem KURIER. „Einem fragmentierten Markt fehlt jede Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich mit Ländern wie den USA“, sagt auch Oliver Süme vom deutschen Verband der Internetwirtschaft eco. Für die Branchenexperten steht fest, dass es für die in der EU verbleibenden Länder nicht einfacher werden wird.
Rechtsunsicherheiten
Sowohl ISPA als auch eco sehen „Rechtsunsicherheiten“auf die IT-Wirtschaft zukommen. „Es ist leider nicht auszuschließen, dass hierdurch auch heimische Unternehmen in diesem Bereich vor sehr große Herausforderungen gestellt werden“, meint Schubert. So werden nach einem Austritt Großbritanniens aus der EU die vier Jahre lang ausverhandelten EUDatenschutzstandards nicht automatisch für Großbritannien gelten und Großbritannien wird zu einem „Drittland“wie es auch die USA ist. Hier müssten dann eigene Abkommen zum Datenaustausch zwischen der EU und Großbritannien ausverhandelt werden.
Auch US-Tech-Firmen wie Google oder Amazon haben durch den Brexit mit einigen Nachteilen zu kämpfen. Für die Tech-Giganten war Großbritannien nämlich bis- her das Verbindungsglied zur EU. Großbritannien war zudem einer der stärksten Verfechter des gemeinsamen digitalen Binnenmarktes. Mit dem Austritt der Briten verlieren die Firmen im Silicon Valley nun auch einen direkten Draht zu Brüssel.
Auswirkungen
Es ist daher nicht verwunderlich, dass Ex-Google-Chef Eric Schmidt auf die Frage, was ihn in der Nacht wachhält, antwortete: „Die Balkanisierung des Internets“. Microsoft hatte bereits davor gewarnt, dass die Investitionen in London von US-Tech-Unternehmen nach dem Brexit zurückgehen könnten. Der Austritt Großbritanniens aus der EU könnte aber auch für positive Impulse für andere europäische Start-ups sorgen, wenn London den Rang als wichtigster europäischer Standort abgeben muss. „Der Brexit ist in jedem Fall ein Schlag gegen die Bemühungen eines einheitlichen Marktes und einheitlicher Rege- lungen, die Start-ups in Europa so dringend brauchen“, sagt Christoph Jeschke von Austrian Startups. Die exakten wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des Austritts für die IT-Wirtschaft sind derzeit freilich schwer absehbar. Die Verhandlungen dauern noch zwei Jahre.