e Fa eb Me e am Le r a Da st L t a be
Medienkompetenz.
Kennt ihr Buzzfeed? Ein vielsagendes Grinsen geht durch die Klasse. Natürlich. Die Unterhaltungsseite aus Amerika kennt hier jeder. Und sonst? „Facebook, Snapchat, YouTube, eh klar“, zählt Lisa, das Mädchen mit den aquamarin gefärbten Haaren in der letzten Reihe, ihre Lieblingsseiten im Internet auf.
Was schon für viele Über20er nach „Neuland“klingt, muss man hier, in der 6B des BRG „Auf der Schmelz“niemandem erklären. Wir sind zu Gast, um mit den Schülern über Medien zu sprechen. Wie entstehen Nachrichten? Warum sind manche Zeitungen gratis und andere nicht? Zwei Stunden lang beantworten wir die Fragen der Schüler, reden mit ihnen über die „Filterblase“in den sozialen Netzwerken – und darüber, wie sie „Fake News“, falsche Informationen, erkennen können.
Unsicherheit
Denn dass im Internet nicht immer alles ist, wie es scheint, das haben auch sie begriffen. Nur was genau das heißt, da sind sich auch die 15-Jährigen, die uns wie selbstverständlich von Snapchat-Stories ( e e Ha A e r a em ge e ge t t r ) erzählen, unsicher. „Bei der Tagespresse ( sterre s es Sa t re rta ) ist klar, dass das nicht ernst gemeint ist“, sagt Michael – gibt aber zu, dass er sich nicht immer so sicher ist.
Was wir mit den Schülern diskutieren, rückt unter dem Schlagwort „Medienkompetenz“zusehends auf die PolitAgenda. Denn soziale Medien verändern nicht nur, wie wir miteinander kommunizieren, sondern auch, wie wir uns informieren – und das nicht automatisch zum Besseren.
Desinformation, Hasspostings und Gerüchte feiern insbesondere auf Facebook fröhliche Urständ – dass Jugendliche dem in besonderem Maße ausgesetzt sind, legt schon die Statistik nahe: 47 Prozent der der elf- bis 18Jährigen informieren sich täglich über Facebook, das soziale Netzwerk hat Fernsehen als wichtigstes Medium abgelöst.
Es ist diese neue Medienwelt – auf die Österreichs Lehrer ihre Schüler da vorbereiten sollen. Ein eigenes Fach dafür gibt es jedoch nicht. „Digitale Kompetenzen“sind als sogenannte Querschnittsmaterie im Lehrplan verankert. Dafür gibt es durchaus Argumente.
Schließlich betrifft die Frage, wie wir mit Medien umgehen, unser gesamtes Leben – und sollte so auch in allen Fächern behandelt werden. „Aber das haben wir jetzt die letzten 20 Jahre so versucht“, sagt Christian Swertz. „Und es hat nicht funktioniert.“Der Medienpädagoge plädiert deshalb für ein eigenes Schulfach „Medienkunde“.
Kommt Schulfach?
Anzeichen dafür, dass es hier zu einem Umdenken kommt, gibt es bereits. Mit dem „Lehramtsstudium neu“wird es künftig möglich sein, Medienpädagogik als Unterrichtsfach im Lehramtsstudium zu belegen. Nur unterrichten werden die fertigen Lehrer das Fach dann – jedenfalls nach der aktuellen Regelung – nicht können.
Es werde an einer digitalen Strategie für Österreichs Schulen gearbeitet, heißt es dazu aus dem Bildungsministerium. Eine Arbeitsgruppe soll den Lehrplan an den Schulen weiterentwickeln.
Die Überlegung: Zwei bis vier Wochenstunden, unabhängig von der Jahrgangsstufe. Die konkrete Gestaltung, Medienkompetenz als eigenes Fach oder integrativ im Rahmen des Regelunterrichts, soll weiterhin der Schulautonomie überlassen sein. Erste Ergebnisse soll es im Frühjahr geben.
„Da ist noch Luft nach oben.“Aber die Entwicklung gehe in die richtige Richtung, sagt Swertz, der den Begriff der Medienkompetenz ganzheitlich sieht. Quellenkritik – also die richtige Einordnung der Informationen – ist da nur ein Teilaspekt. „Es geht vor allem darum, Medien kreativ in politischer Absicht nutzen und sich am öffentlichen Diskurs beteiligen zu können.“Diese „Diskursfähigkeit“sieht Swertz insbesondere durch das sogenannte Filterblasen-Phänomen in Gefahr; angezeigt werden nur jene Nachrichten und Meinungen, die auch gefallen. So würde man nie lernen, „abweichende Meinungen zu to- lerieren“. Ein Unterrichtsfach Medienkunde müsste also bei Grundsätzlicherem ansetzen.
Wenn es um die bloße Bedienung geht, wüssten ohnehin die Schüler meist besser Bescheid als die Lehrer selbst. Bis es so weit ist, springen Initiativen wie saferinternet.at, der Verein ZiS – „Zeitung in der Schule“oder – wie an diesem Vormittag – auch der KURIER ein.
Für Oliver Rein, den engagierten Deutschlehrer der 6B, in dessen Stunde wir von unserer Arbeit erzählen dürfen, sind solche Projekte, in denen Experten aus der Medienbranche in die Klassen kommen, eine „willkommene Ergänzung“, wie er sagt.
Und außerdem, das gibt er bereitwillig zu, hat das mit der Erklärung der Filterblase zuletzt auch nicht wirklich gut funktioniert. Sie kennen den Begriff, „dass sie selbst auch davon betroffen sind, ist vielen Schülern aber nicht bewusst“. Dass Medienkompetenz noch zu wenig im Lehrplan vorkommt, findet er jedoch nicht – und muss dann doch kurz auflachen. Normalerweise wäre heute Walther von der Vogelweide auf dem Lehrplan gewesen.