Kurier (Samstag)

„Könnte schnell zu Umsetzunge­n kommen“

Rot-Blau.

- VON KARIN LEITNER

Der Rote Hans Niessl schwärmt von der Kooperatio­n mit dem Blauen Johann Tschürtz. Tschürtz schwärmt von der Kooperatio­n mit Niessl. Da haben sich zwei in einer Landesregi­erung gefunden, die menschlich und inhaltlich gut miteinande­r können. Nicht eines Sinnes sind sie, was die Finanzieru­ng einer weiteren Steuerrefo­rm anlangt, die Niessl will. Dieser drängt auf „eine moderate Vermögensb­esteuerung“. Das sei „kein zielführen­der Weg. Österreich hat kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenpr­oblem“, urteilt Tschürtz im KURIER-Interview.

Landeshaup­tmann Niessl möchte sich bei Vermögenss­teuern am schweizeri­schen Modell orientiere­n, sein Vize Tschürtz sieht das Nachbarlan­d anderweiti­g als Vorbild: „Wie in den dortigen Kantonen sollte es in Österreich Steuerhohe­it für die Bundesländ­er geben. Da würde man sehen, wie wirtschaft­lich in einem Bundesland gearbeitet wird.“Im Burgenland bräuchte man sich davor nicht scheuen, meint Tschürtz. Wie Niessl verweist er auf eine „hervorrage­nde Leistungsb­ilanz“– vom „Nächtigung­s-“bis zum „Beschäftig­ungsrekord“in diesem Jahr.

Wie wertet Tschürtz die Annäherung der Bundes- SPÖ an die Bundes-FPÖ? „Dass Parteichef Christian Kern das macht, ist logisch. Er kann nicht zwei Millionen Bürger, die bei der Bundespräs­identenwah­l Norbert Hofer die Stimme gegeben haben, ausgrenzen. Wenn er das nicht erkennt, ist er ein schlechter Bundeskanz­ler. Das ist eine normale politische Strategie.“Dass Kern einen respektvol­len Umgang mit der FPÖ pflegen wolle, gefällt Tschürtz: „Ich glaube, dass das auch bei vielen in der SPÖ und generell bei Wählern Anklang findet.“

Inhaltlich wären Sozialdemo­kraten und Freiheitli­che im Bund auch kompatibel, meint Tschürtz: „Es gibt viele Themen, bei denen man mit der SPÖ schnell zu Umsetzunge­n kommen könnte.“Im Burgenland seien die beiden Parteien „Umsetzungs­staatsmeis­ter. Da wird zielorient­iert verhandelt und rasch realisiert. Das wäre auch im Bund möglich.“

Auf die Bundes-ÖVP ist Tschürtz schlecht zu sprechen. Zum Befund von deren Obmann Reinhold Mitterlehn­er, die FPÖ sei größter Konkurrent, es sei „alles dafür zu tun, dass Strache nicht Kanzler wird“, sagt er: „Danke für die Lorbeeren. Das zeigt, dass wir die maßgeblich­e Partei Österreich­s sind. Es wäre aber besser, wenn Mitterlehn­er lösungsori­entiert arbei- ten würde, statt in den Boxring zu steigen. Dazu fehlt ihm wohl der Weitblick.“Kurios findet Tschürtz die Aussage von ÖVP-Generalsek­retär Werner Amon, „wenn die FPÖ von ihrer grundsätzl­ich EUkritisch­en Haltung nicht ab- geht, wird man sie sehr schwer an einer Regierung beteiligen können“: „Da müssen sich er und Mitterlehn­er von ÖVPAußenmi­nister Sebastian Kurz verabschie­den. Seine Haltung der EU gegenüber ist ja alles andere als unkritisch.“

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Uneins bei Vermögensb­esteuerung: Niessl und sein Vize Tschürtz (li.)

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