Canadi zwischen seinen Welten
Der Rapid-Trainer spricht über die „Heimat“Vorarlberg und warumReisen wie im Flug vergehen
Damir Canadi steigt heute mit seinen Rapidlern in den Bus und reist ... ja, wohin eigentlich? An seinen ehemaligen Arbeitsplatz? In seine Heimat? Oder „nur“zumletzten Spiel des Jahres, am Sonntag gegen Altach?
„Nach fünf Jahren in Vorarlberg kann ich sagen, dass ich dort eine Heimat gefunden habe. Spätestens in der Pension werden meine Frau und ich in Vorarlberg leben“, erklärt Damir Canadi im KURIER-Gespräch. Dementsprechend emotional wird sich die Rückkehr zum Tabellenführer gestalten. „Altach will mich einlullen mit emotionalen Verabschiedungen vor der Partie“, scherzt der Rapid-Trainer und hält dagegen: „Ich f liege nach der Rapid-Weihnachtsfeier am Montag wieder nach Vorarlberg. Dann können sie mich in Altach in Ruhe verabschieden. Dann wird’s auch das versprochene Essen mit meinen Ex-Spielern geben.“
Hofmann-Comeback?
Aber bis zum Schlusspfiff am Sonntag, 18.20 Uhr, will sich der Wiener nur auf seinen neuen Verein konzentrieren. Es geht ja auch um einiges. Sollten die Altacher ihre Siegesserie zu Hause fortsetzen, wäre Rapid um 15 Punkte distanziert und dann endgültig abgehängt. Verhindern wollen das nach ihren Verletzungen beide RapidKapitäne: Sowohl Mario Sonnleitner als auch Steffen Hofmann hoffen, dass die lädierten Muskeln einen Einsatz erlauben. Auch aus Hoff- nungsträger Giorgi Kvilitaia (Knieschmerzen) wurde für Canadi ein Fragezeichen.
Keinen Zweifel lässt der 46-Jährige an den Vorzügen seiner Wahlheimat: „Vorarlberg liegt mitten in Europa: Mailand, München, Stuttgart, die Côte d’Azur, der Como See, der Lago Maggiore – das ist alles nicht weit weg. Das wusste ich als Wiener aus der Donaustadt nicht. Diese Lebensqualität ist unglaublich.“
Auch die Natur hat es dem Vater zweier Kinder angetan: „Früher war nur meine Frau naturverbunden. Aber jetzt weiß ich das als Stadtmensch auch schon zu schätzen. Zum Ausspannen gehen wir gerne auf den Karren.“
Dass „seine Damen“in Dornbirn bleiben, hat aber auch ganz pragmatische Gründe: „Meine Tochter Carina ist in der dritten Volksschule, sie bleibt noch eineinhalb Jahre. Sie ist dort mittlerweile verwurzelt. Da wollen wir sie nicht rausreißen.“Canadi betont bei all der Begeis- terung für den Westen Österreichs aber auch seine Herkunft: „Der 22. Bezirk ist mir wichtig, ich bin geerdet geblieben.“Der Ball lässt ihn auch an freien Tagen kaum los: „Wenn ich Zeit habe, spiel’ ich gerne Fußball mit den ‚alten Herren‘ verschiedener Vereine.“Der RapidTrainer hat neben seiner Wohnung im 22. auch das Stamm-Café vor Ort behalten: „Das Café Hummel ist noch ein echtes Altwiener Café, in dem ich gut frühstücken kann und mit alten Freunden über Fußball diskutiere. Das ist meine Welt.“
Der Vielflieger
Und das Leben zwischen diesen Welten, kostet das nicht viel Energie und Zeit? Canadi widerspricht: „Das ist nicht schlimm. Von Dornbirn bin ich in 15 Minuten in Altenrhein. Der Flughafen ist so klein, dass ich noch 15 Minuten vor dem Abflug eintrudeln kann. Ich bekomme verbilligte Tickets bei der Fluglinie ‚Peoples‘. Vier Flieger landen pro Tag in Wien.“
So werden die 515 Kilometer Distanz tatsächlich wie im Flug genommen: „Ich fliege 50 Minuten nach Schwechat, das ist kürzer als eine Autofahrt vom 22. nach Hütteldorf ins Stadion.“ Bundesliga-Samstag. Das letzte Liga-Wochenende des Kalenderjahres birgt noch einmal Brisanz. Bevor das Sensationsteam aus Altach im Topspiel gegen Rapid am Sonntag (siehe links) die Tabellenführung verteidigen will, können die Verfolger am Samstag vorlegen. Ein Blick in die vier Stadien: – Schauplatz Wien Die Austria kann im Happel-Stadion das Jahr mit einem Sieg gegen Schlusslicht Mattersburg versöhnlich abschließen. Die Burgenländer kommen der Austria nach zuletzt durchwachsenen Leistungen gerade recht: Gegen Mattersburg sind die Wiener seit elf Ligaspielen ungeschlagen. Jedoch bangt die viertplatzierte Austria um den Einsatz des angeschlagenen Innenverteidigers Lukas Rotpuller.
Mit einem Sieg könnte die Austria die Vorjahresmarke (35 Punkte) überbieten, dementsprechend positiv fällt die Zwischenbilanz aus: „Wir sind mit der Saison nicht unzufrieden, haben alle Ziele erreicht. Dementsprechend groß ist das Vertrauen in die Mannschaft“, sagt Sportdirektor Franz Wohlfahrt. Neuzugänge sind in der Winterpause daher nicht unbedingt vorgesehen. Trainer Thorsten Fink bittet sein Team im neuen Jahr wieder am 9. Jänner zum Training. – Schauplatz St. Pölten Personalnot beim Gastgeber, bis zu zehn Spieler könnten ausfallen, der 18-jährige Verteidiger Ahmet Muhamedbegovic steht erstmals im Profikader. Aber beim SKN und bei der Admira stehten die Trainer im Fokus: Während Interimscoach Jochen Fallmann mit einem weiteren Erfolgserlebnis seinen Weiterverbleib fixieren will, steht Oliver Lederer bei anderen Klubs hoch im Kurs. Mit Altach hat es erste Gespräche gegeben. „Wenn man beim Tabellenführer Kandidat sein darf, ist das auch ein Kompliment für den Verein Admira“, sagt der 38Jährige. – Schauplatz Ried EuropacupAnwärter Sturm Graz, der heute bereits um 16 Uhr im Innviertel antritt, hat die Vertragsgespräche mit Franco Foda unterbrochen und auf Jänner verschoben. „Es muss nicht schnell gehen“, sagt Geschäftsführer Günter Kreissl. Beim Pressegespräch mit dem Trainer war die Atmosphäre gestern frostig. – Schauplatz Salzburg Mit einem Sieg gegen Wolfsberg kann der Titelverteidiger zumindest bis Sonntag erstmals in dieser Saison die Tabellenführung übernehmen. Die Formkurve der Salzburger stimmt nach vier Pflichtspielsiegen in Serie.