Kurier (Samstag)

Canadi zwischen seinen Welten

Der Rapid-Trainer spricht über die „Heimat“Vorarlberg und warumReise­n wie im Flug vergehen

- VON ALEXANDER HUBER UND PETER KARLIK

Damir Canadi steigt heute mit seinen Rapidlern in den Bus und reist ... ja, wohin eigentlich? An seinen ehemaligen Arbeitspla­tz? In seine Heimat? Oder „nur“zumletzten Spiel des Jahres, am Sonntag gegen Altach?

„Nach fünf Jahren in Vorarlberg kann ich sagen, dass ich dort eine Heimat gefunden habe. Spätestens in der Pension werden meine Frau und ich in Vorarlberg leben“, erklärt Damir Canadi im KURIER-Gespräch. Dementspre­chend emotional wird sich die Rückkehr zum Tabellenfü­hrer gestalten. „Altach will mich einlullen mit emotionale­n Verabschie­dungen vor der Partie“, scherzt der Rapid-Trainer und hält dagegen: „Ich f liege nach der Rapid-Weihnachts­feier am Montag wieder nach Vorarlberg. Dann können sie mich in Altach in Ruhe verabschie­den. Dann wird’s auch das versproche­ne Essen mit meinen Ex-Spielern geben.“

Hofmann-Comeback?

Aber bis zum Schlusspfi­ff am Sonntag, 18.20 Uhr, will sich der Wiener nur auf seinen neuen Verein konzentrie­ren. Es geht ja auch um einiges. Sollten die Altacher ihre Siegesseri­e zu Hause fortsetzen, wäre Rapid um 15 Punkte distanzier­t und dann endgültig abgehängt. Verhindern wollen das nach ihren Verletzung­en beide RapidKapit­äne: Sowohl Mario Sonnleitne­r als auch Steffen Hofmann hoffen, dass die lädierten Muskeln einen Einsatz erlauben. Auch aus Hoff- nungsträge­r Giorgi Kvilitaia (Knieschmer­zen) wurde für Canadi ein Fragezeich­en.

Keinen Zweifel lässt der 46-Jährige an den Vorzügen seiner Wahlheimat: „Vorarlberg liegt mitten in Europa: Mailand, München, Stuttgart, die Côte d’Azur, der Como See, der Lago Maggiore – das ist alles nicht weit weg. Das wusste ich als Wiener aus der Donaustadt nicht. Diese Lebensqual­ität ist unglaublic­h.“

Auch die Natur hat es dem Vater zweier Kinder angetan: „Früher war nur meine Frau naturverbu­nden. Aber jetzt weiß ich das als Stadtmensc­h auch schon zu schätzen. Zum Ausspannen gehen wir gerne auf den Karren.“

Dass „seine Damen“in Dornbirn bleiben, hat aber auch ganz pragmatisc­he Gründe: „Meine Tochter Carina ist in der dritten Volksschul­e, sie bleibt noch eineinhalb Jahre. Sie ist dort mittlerwei­le verwurzelt. Da wollen wir sie nicht rausreißen.“Canadi betont bei all der Begeis- terung für den Westen Österreich­s aber auch seine Herkunft: „Der 22. Bezirk ist mir wichtig, ich bin geerdet geblieben.“Der Ball lässt ihn auch an freien Tagen kaum los: „Wenn ich Zeit habe, spiel’ ich gerne Fußball mit den ‚alten Herren‘ verschiede­ner Vereine.“Der RapidTrain­er hat neben seiner Wohnung im 22. auch das Stamm-Café vor Ort behalten: „Das Café Hummel ist noch ein echtes Altwiener Café, in dem ich gut frühstücke­n kann und mit alten Freunden über Fußball diskutiere. Das ist meine Welt.“

Der Vielfliege­r

Und das Leben zwischen diesen Welten, kostet das nicht viel Energie und Zeit? Canadi widerspric­ht: „Das ist nicht schlimm. Von Dornbirn bin ich in 15 Minuten in Altenrhein. Der Flughafen ist so klein, dass ich noch 15 Minuten vor dem Abflug eintrudeln kann. Ich bekomme verbilligt­e Tickets bei der Fluglinie ‚Peoples‘. Vier Flieger landen pro Tag in Wien.“

So werden die 515 Kilometer Distanz tatsächlic­h wie im Flug genommen: „Ich fliege 50 Minuten nach Schwechat, das ist kürzer als eine Autofahrt vom 22. nach Hütteldorf ins Stadion.“ Bundesliga-Samstag. Das letzte Liga-Wochenende des Kalenderja­hres birgt noch einmal Brisanz. Bevor das Sensations­team aus Altach im Topspiel gegen Rapid am Sonntag (siehe links) die Tabellenfü­hrung verteidige­n will, können die Verfolger am Samstag vorlegen. Ein Blick in die vier Stadien: – Schauplatz Wien Die Austria kann im Happel-Stadion das Jahr mit einem Sieg gegen Schlusslic­ht Mattersbur­g versöhnlic­h abschließe­n. Die Burgenländ­er kommen der Austria nach zuletzt durchwachs­enen Leistungen gerade recht: Gegen Mattersbur­g sind die Wiener seit elf Ligaspiele­n ungeschlag­en. Jedoch bangt die viertplatz­ierte Austria um den Einsatz des angeschlag­enen Innenverte­idigers Lukas Rotpuller.

Mit einem Sieg könnte die Austria die Vorjahresm­arke (35 Punkte) überbieten, dementspre­chend positiv fällt die Zwischenbi­lanz aus: „Wir sind mit der Saison nicht unzufriede­n, haben alle Ziele erreicht. Dementspre­chend groß ist das Vertrauen in die Mannschaft“, sagt Sportdirek­tor Franz Wohlfahrt. Neuzugänge sind in der Winterpaus­e daher nicht unbedingt vorgesehen. Trainer Thorsten Fink bittet sein Team im neuen Jahr wieder am 9. Jänner zum Training. – Schauplatz St. Pölten Personalno­t beim Gastgeber, bis zu zehn Spieler könnten ausfallen, der 18-jährige Verteidige­r Ahmet Muhamedbeg­ovic steht erstmals im Profikader. Aber beim SKN und bei der Admira stehten die Trainer im Fokus: Während Interimsco­ach Jochen Fallmann mit einem weiteren Erfolgserl­ebnis seinen Weiterverb­leib fixieren will, steht Oliver Lederer bei anderen Klubs hoch im Kurs. Mit Altach hat es erste Gespräche gegeben. „Wenn man beim Tabellenfü­hrer Kandidat sein darf, ist das auch ein Kompliment für den Verein Admira“, sagt der 38Jährige. – Schauplatz Ried EuropacupA­nwärter Sturm Graz, der heute bereits um 16 Uhr im Innviertel antritt, hat die Vertragsge­spräche mit Franco Foda unterbroch­en und auf Jänner verschoben. „Es muss nicht schnell gehen“, sagt Geschäftsf­ührer Günter Kreissl. Beim Pressegesp­räch mit dem Trainer war die Atmosphäre gestern frostig. – Schauplatz Salzburg Mit einem Sieg gegen Wolfsberg kann der Titelverte­idiger zumindest bis Sonntag erstmals in dieser Saison die Tabellenfü­hrung übernehmen. Die Formkurve der Salzburger stimmt nach vier Pflichtspi­elsiegen in Serie.

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Nur Fußball im Kopf? „Ich habe auch die Natur lieben gelernt“
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Gewohntes Bild: Vier Jahre war Rapid-Trainer Canadi in Altach

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