Wenn der Vierte ein Gewinner ist
Abfahrtsolympiasieger Matthias Mayer fand auf seiner Unglückspiste in die Erfolgsspur zurück
Um 35 Hundertstel (= achteinhalb Meter) am Podest vorbei. Ein vierter Platz gilt im Normalfall als ärgerlich. Doch für Matthias Mayer schimmerte Blech wie Gold. Auf der Grödener Saslong, die ihn im Vorjahr so brutal abgeworfen und zur langen Pause gezwungen hatte, schaffte es der Kärntner, unangenehme Erinnerungen zu verdrängen. Es handelte sich um Mayers erst drittem Start nach der Rückenverletzung. Weshalb ihm nach dem Super-G zu einem Super-Comeback gratuliert wurde.
Im Hochsommer war der Kärntner nach Gröden gekommen, um die Strecke abzumarschieren und an der Unglücksstelle mental mit dem Horrorsturz vom Dezember 2015 abzuschließen. Was nicht zugleich zu einhundert Prozent möglich war. Dennoch verblüffte Ma- 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 19. 28. 30. Kjetil Jansrud (NOR) Aleksander Aamodt Kilde (NOR) Erik Guay (CAN) Andreas Sander (GER) Dustin Cook (CAN) Dominik Paris (ITA) Christof Innerhofer (ITA) yer am Mittwoch mit einer Bestzeit im ersten Abfahrtstraining, die mehr Aussagekraft haben sollte als zunächst vermutet.
Verdrängt
Vor dem Super-G habe er vom Morgen weg darüber gegrübelt, ob er „schon heute oder nicht doch erst in der Abfahrt“alles riskieren sollte. Mayer entschied sich für Variante eins, „weil ich ein Rennfahrer bin“. Als solchem liegt ihm das Bremsen nicht. Gleiches gilt auch für Aksel Lund Svindal. Der ZwischenzeitBeste ließ sich erst durch ein Richtungstor bremsen. Folge: Einfädler mit 100 km/h, aber sturzlos.
Trotz des Ausscheidens ihrer Leitfigur gelang den Norwegern durch Kjetil Jansrud und Aleksander Aamodt Kilde auf dem vom österreichischen Trainer Florian Winkler gesetzten Kurs ein Doppelsieg. Der 35-jährige Kanadier Erik Guay wurde Dritter in dem anspruchsvollen Super-G, der auch einem Materialmatch zwischen Head und Atomic glich.
Die „norwegischen Langlaufweltmeister“(O-Ton Mayer) versuchten sich Vorteile zu verschaffen, indem sie den flachen Super-G-Start zu außergewöhnlichen vielen Schlittschuh-Schritten (bei Svindal gar 17 ) nutzten. Der Start zur heutigen Abfahrt am Ciampinoi wird viel steiler sein, das norwegische Team aber doch wieder ganz, ganz vorne zu finden sein.
„Ich habe Jansrud auf der Ciaslat-Wiese beobachtet. Es war eine traumhafte Fahrt von ihm: geschmeidig und sauschnell“, streut Mayer seinem Markenkollegen Rosen und fügt hinzu: „Jansrud werde ich mir zum Vorbild nehmen.“
Dank Mayer, Max Franz (7.) und Hannes Reichelt (9.) hat das gesamte ÖSV-Team für die heutige Abfahrt wieder Mut gefasst. Was im Falle von Teamsenior Hannes Reichelt gar nicht so selbstverständlich war, hatte doch der 36-Jährige beim Einfahren am Donnerstag eine „fürchterliche Brezn gerissen“, deren Nachwirkungen er gestern noch spürte.
Verboten
Marcel Hirscher fehlt in Gröden. Er konzentriert sich auf den sonntägigen Riesenslalom in Alta Badia, wo er auf einen frustrierten Henrik Kristoffersen trifft. Kristoffersen verlor einen Rechtsstreit gegen den norwegischen Verband. Im Gegensatz zu Svindal bleibt ihm Helm-Werbung für Red Bull verboten.