Hoch die Tassen
Illy, ein Spitzenreiter der Kaffeebranche, steht auf innovatives Design und zeitgenössische Kunst: Creative Director Carlo Bach holt zwei Mal jährlich Kreative an Bord, die das Porzellan neu gestalten und zum begehrten Sammelobjekt machen.
Mit dem Entwurf der illy-Espressotasse schuf Mattheo Thun eine Designikone, die schon hundertfach als künstlerische Plattform diente – wie kam es dazu?
Im Streben danach, den besten Kaffee anzubieten, arbeiten wir seit den 90er-Jahren mit unseren Produzenten zusammen. Zeitgleich haben wir begonnen, das Unternehmen weiterzuentwickeln und jene Bereiche unter die Lupe zu nehmen, die das Getränk umgeben und mit ihm leben. So entstand die Idee, eine eigene Tasse zu kreieren – die dann 1992 von Mattheo Thun gezeichnet wurde – und sie als visuell stimulierende Oberfläche zu nutzen. Von da aus war der nächste Schritt zur Zusammenarbeit mit Kreativen für die illy Art Collection naheliegend: Kleinformatige Kunstobjekte in Form einer Tasse, durch die der Genuss eine Erfahrung für alle Sinne und den Geist wird.
Wie oft erscheint eine neue Edition der „illy Art Collection“?
Derzeit gibt es zwei Kollektionen pro Jahr: Eine im Frühjahr und eine im Herbst – nebst einigen anlassbezogenen Tassen für spezielle Events.
Als Creative Director entwickeln Sie laufend neue Kooperationen. Wie gehen Sie dabei vor?
Meistens arbeite ich mit fünf bis sechs Künstlern gleichzeitig zusammen. So lassen sich Deadlines, innerhalb derer ein Projekt fertiggestellt werden muss, vermeiden. Es ist uns sehr wichtig, allen Kreativen genug Raum zu geben, damit sie ihre eigenen, individuell passenden Ansätze für die Gestaltung der Tassen entwickeln können – im besten Fall gekoppelt an eine Ausstellung oder einen Event, wo die Arbeiten präsentiert werden können. Bei der Zusammenarbeit mit Yoko Ono war das etwa durch die Ausstellung im MoMain New York gegeben, bei Gillo Dorfles durch die Ausstellung im
MACRO in Rom. Man muss den Künstlern, sich selbst und den Projekten Zeit lassen – und lernen, zu warten.
Schon mehr als 100 Künstler haben sich auf den Tassen verewigt. Wovon ist die Auswahl der Gestalter beeinflusst?
Ich bin der Überzeugung, dass Trends eigentlich von den Künstlern vorweggenommen werden. Daher bin ich in erster Linie von ihnen beeinflusst, mehr als vielleicht durch Trends an und für sich.
Für die aktuelle Serie haben Sie erstmals mit einer Marke aus der Modewelt kooperiert. Warum ist die Wahl auf Emilio Pucci gefallen?
Manchmal arbeiten wir auch mit Kreativbereichen, die außerhalb der zeitgenössischen Kunst liegen. In der Vergangenheit zum Beispiel mit Francis Ford Coppola, Pedro Almodóvar, David Byrne. Die Zusammenarbeit mit Pucci ist durch ein Projekt entstanden, das wir vor einigen Jahren in ihrem florentinischen Modehaus entwickelt hatten, um eine illy-Bar in deren Forschungszentrum zu integrieren. Emilio Pucci hat einen sehr ausgeprägten, unverwechselbaren Stil, der sich lange Zeit gehalten hat und das auch weiterhin tut: Eine in der Welt italienischer Modemarken ziemlich einzigartige Qualität.
Gab es irgendwelche gestalterischen Vorgaben?
Wir geben nichts vor. Wenn wir mit einem künstlerischen Geist zusammenarbeiten, muss dieser sich komplett frei ausdrücken können, um auf der kleinen Oberfläche die Essenz der eigenen Kreativität abbilden zu können.
Womit konnte Sie Puccis Entwurf am meisten überzeugen?
Die Zeichnungen drücken das Konzept LIVEHAPPilly auf perfekte Art und Weise aus. Gerade die Designs von Emilio Pucci bringen es wundervoll zur Geltung und nehmen uns mit auf eine Reise in die wichtigsten Städte der Welt.
Aus welcher Tasse trinken Sie am liebsten Ihren Espresso?
Aus jener, an deren Prototyp für die Zukunft ich gerade arbeite.
Was mögen Sie an Ihrem Job?
Das ist sicher die Beziehung und der Kontakt zu den Kunstschaffe- den. Durch die Arbeit bekomme ich Einblick in ihre Welt und kann ein paar Monate lang ihre Poetik miterleben.
Was war die bisher größte Herausforderung in Ihrer Karriere?
Vermutlich kommt sie noch auf mich zu – gut möglich, dass das die Feierlichkeiten rund um den 25. Geburtstag der illy Art Collection im kommenden Jahr sein werden.
Sie sind selbst künstlerisch tätig. Wodurch lassen Sie sich inspirieren?
Mit Sicherheit von Natur und Wissenschaft – wo sie aufeinandertreffen, werden sie zu einer enormen Quelle der Inspiration. Natürlich aber auch Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, bei denen ich das Glück habe, sie besichtigen zu können.