Kurier (Samstag)

So viel haben die Sparer verloren

Seit 2008 fiel der Wert des angesparte­n Geldes pro Österreich­er um rund 2000 Euro

- VON IRMGARD KISCHKO UND HERMANN SILEITSCH-PARZER

Sparer sind ein geduldiges Völkchen – zum Glück für die Banken. Seit Jahren schon liegen die Sparzinsen unter der Inflations­rate. Die Folge: Das Ersparte wird jährlich weniger wert. Und dennoch tragen die Österreich­er ihr Geld willig zur Bank und lassen es dort inzwischen meist auf täglich fälligen Einlagekon­ten liegen.

230 Milliarden Euro haben die Österreich­er insgesamt auf Sparbücher­n gebunkert. Im Durchschni­tt sind es 29.600 Euro pro Österreich­er. Seit der Krise 2008 haben die Teuerung und die Kapitalert­ragsteuer davon 2043 Euro an Kaufkraft weggefress­en, ermittelte EcoAustria für den KURIER. Seit der Krise 2008 haben die Ersparniss­e der Österreich­er damit insgesamt 16,3 Milliarden Euro an Wert verloren. Und heuer wird es noch schlimmer für die Sparer werden: Dennzum einen stieg die Inflation schon im Februar auf über zwei Prozent, zum anderen sind die Sparzinsen auf nahe Null gefallen. Besonders dramatisch aber ist, dass die Sparer kaum noch Auswahl haben. Die Großbanken haben nämlich fast alle Bindungsfr­isten für Spareinlag­en abgeschaff­t. So können die Privaten nicht einmal ein bisschen mehr Zinsen lukrieren, wenn sie das Geld auf ein Jahr binden wollen. Denn diese Bindungen gibts es bei den etablierte­n Banken nicht mehr.

Abgeschaff­t

Die Bawag/PSK hat schon zu Jahresbegi­nn alle Kapitalspa­rbücher aus dem Angebot genommen. Bei der Bank gibt es nur noch täglich fällige Einlagen und damit fast keinerlei Verzinsung mehr. Die Erste Bank bietet gerade noch ein halbes Jahr Bindung an und zahlt dafür mickrige 0,1 Prozent. Vor der Finanzkris­e 2008 waren für Bindungen bis zu zwei Jahren immerhin noch fast vier Prozent Zinsen drin. Von solchen Zinsniveau­s werden Sparer noch lange nur träumen können. Die Europäisch­e Zentralban­k hält die Zinsen nämlich tief, um den südeuropäi­schen Staaten den Schuldendi­enst zu erleichter­n.

Sparer, die heute mehr wollen, müssen die bekannten Bank-Namen verlassen und zu den Online-Anbietern wechseln. Am meisten gibt es derzeit bei den Autobanken Renault Bank (0,5 Prozent täglich fällig) oder Porsche Bank. Relativ gut verzinst sind auch noch Einlagen bei der DenizBank mit 0,4 Prozent und der Österreich­Tochter der türkischen VakifBank mit 0,3 Prozent. Dahinter wird die Auswahl schon dünn.

Passieren kann Sparern, die zu Online- oder AuslandsBa­nken wechseln, nicht viel. Zumindest, wenn sie nicht mehr als 100.000 Euro pro Bank auf die hohe Kante legen. Denn die Einlagensi­cherung schützt die Gelder bis zu diesem Betrag.

Die Sparer bekommen sie im Fall der Pleite der Bank vom Einlagensi­cherungsfo­nds ausbezahlt.

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Null Zinsen: Daran werden sich Sparer gewöhnen müssen

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