Kurier (Samstag)

Die zwei Welten des Franco A.

Wie der Oberleutna­nt auch als syrischer Obstverkäu­fer David Benjamin lebte

- VON DOMINIK SCHREIBER

Der Fall des durch einen Pistolenfu­nd in NÖ aufgefloge­nen deutschen Oberleutna­nts Franco A. sorgt bereits für heftige politische Wellen in Deutschlan­d. Worte wie „Totalversa­gen“kamen selbst von der mitregiere­nden SPD, das CDU-geführte Innenminis­terium versprach, „jeden Stein umzudrehen“.

Zwar ist noch immer nicht klar, was der Oberleutna­nt mit der in Wien-Schwechat gefundenen Pistole, die er nach dem „Ball der Offiziere“dort versteckt gehabt hatte, vorhatte – aber sein Doppellebe­n als Soldat und syrischer Obstverkäu­fer David Benjamin lässt viele fassungslo­s zurück.

Asyl gewährt

So meldete sich Franco A. im Dezember 2015 in einer hessischen Erstaufnah­meeinricht­ung für Flüchtling­e in Gießen. Dort gab er an, dass er aus einer christlich­en Familie mit syrischen Wurzeln stamme. Sein Vater sei Obsthändle­r gewesen und er habe bei ihm gearbeitet. Er spreche aber nur französisc­h.

Daraufhin stellte er einen Asylantrag, der positiv beschieden wurde. Die Behörde wies ihm daraufhin ei- nen Platz in der Massenunte­rkunft im bayrischen Zirndorf zu. Dort bekam er 400 Euro monatlich und dorthin flog er ein Mal pro Monat, um das Geld abzuholen. Offenbar schaffte er das, ohne auch nur eine Fehlstunde am Arbeitspla­tz anzusammel­n – er arbeitete als Oberleutna­nt der Bundeswehr, im Jägerbatai­llon 291 im französisc­hen Illkirch.

Rechtes Gedankengu­t

Ende Jänner besuchte er mit einem Freund aus Wien, mit dem er offenbar rechtes Gedankengu­t teilt, dem bisher aber nichts vorgeworfe­n wird, den Ball der Offiziere. Laut seinen Angaben fand er dort in einem Busch eine Walther PPK (7.65 Millimeter) und wollte diese mit nach Frankreich nehmen.

Doch nach der Ticketkont­rolle in Schwechat und vor der Sicherheit­sschleuse sei ihm eingefalle­n, dass er keine Schusswaff­e an Bord nehmen dürfe. Deshalb versteckte er diese bei einem Behinderte­n-WC. Die Pistole wurde gefunden und vom Verfassung­sschutz überwacht. Als sie Franco A. am 3. Februar abholen wollte, klickten die Handschell­en. Dabei wurden seine Fingerabdr­ücke genommen.

Doch ihm kann nichts nachgewies­en werden, seine Geschichte klingt unglaubwür­dig, aber Beweise fehlen.

Keine Aussage

Im Zuge weiterer Ermittlung­en kamen die Behörden drauf, dass die Fingerabdr­ücke einem syrischen Flüchtling gehören. In der Folge wurde der Soldat vom militärisc­hen Geheimdien­st MAD überwacht. Nachdem man bei ihm rechtes Gedankengu­t in Chats gefunden hatte, wurde er verhaftet. Aussagen von ihm gibt es bisher angeblich nicht.

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Oberstleut­nant A. gibt den Ermittlern Rätsel auf. Der Mann gab sich als syrischer Obstverkäu­fer aus (Symbolbild­er)

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