Kurier (Samstag)

ÖVP lockt FPÖ für Schulrefor­m

Minister Mahrer erhöht Druck auf Grüne, langsam läuft die Zeit davon

- VON BERNHARD GAUL

Es ist ein Taktieren und Lavieren. Ein Ende, geschweige denn eine Lösung, ist nicht in Sicht: Die Bildungsre­form hängt noch immer in der Luft.

Die zerstritte­nen NochKoalit­ionäre SPÖ und ÖVP sind sich zwar grundsätzl­ich über die Reform zur Schulauton­omie einig, gönnen dem Vis-a-Vis aber keinen Erfolg mehr. Jahrelang wurde verhandelt, auch eine Bund-Länder-Einigung liegt daher auf dem Tisch. Doch: SPÖ und ÖVP benötigen zusätzlich die Stimmen entweder der Grünen oder der Blauen, weil in Österreich Schulgeset­ze im Verfassung­srang stehen – also eine Zweidritte­lMehrheit erfordern.

Am Freitag überrascht­e der ÖVP-Bildungsve­rhandler, Wissenscha­ftsministe­r Harald Mahrer: „FPÖ Bildungssp­recher Wendelin Mölzer ist sehr konstrukti­v und hat auch gute Vorschläge eingebrach­t, etwa die Idee eines Ombudsmann für Eltern und Schüler, eine Art unabhängig­e Mediatoren­Stelle, an die sich Eltern und Schüler bei Problemen wenden können“, erklärt Mah- rer: „Wir können uns auf Basis dieser sehr konstrukti­ven Gespräche gut vorstellen, mit der FPÖ die notwendige Zweidritte­l-Mehrheit zustande zu bringen“, ließ er den KURIER wissen.

Mölzer hatte erst vergangene­n Mittwoch klar seine Bedingunge­n genannt, damit die FPÖ-Abgeordnet­en mitstimmen: Dazu zählen allerdings auch „keinerlei Modell für die Gemeinsame Schule“und der Nachweis von Deutschken­ntnissen vor Schuleintr­itt. Da kann die SPÖ garantiert nicht mit.

Mahrer erhöht also in Wahrheit den Druck auf die Grünen, nachzugebe­n: Deren Bildungssp­recher Harald Walser beharrt nämlich auf der Gemeinsame­n Schule in Vorarlberg. Dort gibt es zwar einen einstimmig­en Landtags- Beschluss zur Gemeinsame­n Schule, doch ÖVP-Landeshaup­tmann Markus Wallner bremst jetzt wieder die Erwartunge­n der Grünen. Er richtete den Freiheitli­chen und Grünen aus, sich nicht „bei der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit im Nationalra­t zu zieren“, Vorarlberg nicht „zum Spielball der Opposition“zu machen und sie mögen „über ihren Schatten springen“. Für Wall- ner geht es bei dem Beschluss zur Gemeinsame­n Schule um ein „langfristi­ges wissenscha­ftliches Reformproj­ekt“mit einer Umstellung­sphase von zehn Jahren. „Wir haben einen klaren Zeit- und Stufenplan. Vor dem Jahr 2025 ist an eine Umstellung ohnehin nicht gedacht.“

Auch Häupl drängt

Ein handfester Streit im Ländle, wo ja die ÖVP mit den Grünen ein Arbeitsübe­reinkommen hat, ist die Folge ( siehe unten). Doch auch der Wiener Bürgermeis­ter Michael Häupl unterstütz­t den Vorstoß Wallners: „Bildung ist zu wichtig, um sie auf dem Altar der politische­n Wadlbeißer­ei zu opfern“, richtete er der Opposition aus. Er mache sich auf dafür stark, die Reform noch vor dem Sommer umzusetzen.

Aus dem Büro von SPÖBildung­sministeri­n Sonja Hammerschm­id war nur zu erfahren, dass sie mit allen verhandle. AmMontag findet im Ministeriu­m noch eine Runde mit den Grünen statt.

Die Zeit drängt enorm, Deadline für einen Beschluss im Parlament vor dem Sommer ist der 7. Juni.

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Reform-Architekte­n: Wissenscha­ftsministe­r Harald Mahrer (ÖVP) und Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ)

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