„Millionen deutsche Autos“in den USA?
Faktencheck.
Der deutsche Handelsüberschuss ist US-Präsident Trump ein Dorn im Auge. Er macht diesen fest an „Millionen Autos, die sie in den USA verkaufen. Fürchterlich. Wir werden das stoppen.“So wurde er nach dem Treffen mit EUGranden in Brüssel zitiert.
Klingt nach einer dramatischen Marktlage. Welchen Anteil VW, BMW und Mercedes, die den US-Markt angeblich überrollen, wohl haben: 30 Prozent? 50 Prozent?
Die Antwort ist verblüffend. 2016 haben alle deutschen PKW-Hersteller zusammen in den USA einen Marktanteil von 7,3 Prozent erreicht. Kein Ausreißer: Der Marktanteil betrug auch 2011 nur 8,6 Prozent und ist seither konstant gefallen.
Deutsche? Japaner!
Trumps Zorn müsste den Japanern gelten: Toyota, Honda und Nissan erreichen gemeinsam fast ein Drittel (32 Prozent) Marktanteil. Sogar die südkoreanische HyundaiKia-Gruppe (8 Prozent) ist größer als alle Deutschen zusammen. In Summe haben diese im Vorjahr 1,28 Millionen PKW verkauft – „Millionen“sind das nicht. Der Anteil der US-Konzerne in Europa (Opel noch mitgerechnet) war übrigens mit 13,5 Prozent fast doppelt so groß.
Noch absurder wird die Aufregung, wenn man betrachtet, wo die Autos herkommen. Die US-Werke von BMW, Daimler und VW erzeugten im Vorjahr 850.000 Fahrzeuge. Von wegen Abwanderung: Dieser Wert hat sich laut Branchenverband VDA seit 2009 vervierfacht. 59 Prozent dieser deutschen Fahrzeuge „Made in USA“gingen übrigens ihrerseits in den Export, also aus den USA nach Europa und Asien.
Nationalität ist im globalen Zeitalter indes kompliziert geworden. Fiat Chrysler gilt als amerikanisch-italienisch, die Zentrale ist in London, der Rechtssitz aus Steuergründen in den Niederlanden. Obendrein stecken in jedem Fahrzeug Bestandteile aus aller Welt. In den USA verlangt ein Gesetz seit 1992 die Aufschlüsselung der Herkunft. Das Fazit: „Japaner“wie Toyota Camry oder Honda Accord zählen regelmäßig zu den Auto mit dem höchsten Anteil an US-Wertschöpfung von 75 bis 80 Prozent.
Großes US-Defizit
Woher kommt dann das riesige Handelsdefizit der USA mit Deutschland, wenn nicht von Autos? Immerhin haben die Deutschen 2016 um 65 Mrd. Dollar mehr Waren in die USA exportiert als umgekehrt. Chemische Produkte sind ein Brocken, ein anderer Maschinen. Dazu zählen aber auch Fabriksausrüstungen. Und diese deutschen Anlagen werden die USA brauchen, wenn sie die Industrie zurück in ihr Land holen wollen.