IS macht Jagd auf koptische Christen
Wieder ein verheerender Anschlag, diesmal auf einen Pilger-Bus: Dutzende Tote und Verletzte
Der Reisebus war gut besetzt: 55 koptische Christen befanden sich auf der Fahrt zum Anba-Samuel-Kloster, dessen Anfänge bis in die Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian am Ende des 3. Jahrhunderts zurückreichen. In der Nähe der Stadt Al Minja, rund 250 Kilometer südlich von Kairo, wurde die fröhliche Pilgerfahrt Ziel der heutigen Christenverfolgung in Ägypten: Männer mit Maschinengewehren überfielen den Bus und feuerten auf die Insassen – mindestens 28Menschen wurdengetötet, mehr als 20 zum Teil schwer verletzt. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) reklamierte den Massenmord umgehend für sich.
Erst am vergangenen Palmsonntag waren bei Bombenanschlägen auf koptischchristliche Kirchen in Tanta und in Alexandria mindestens 44Menschengetötet und mehrere Dutzend verletzt worden. Und im Dezember 2016 hatte es einen schweren Bombenanschlag auf die Peter und Paul Kirche nahe der Markus-Kathedrale in Kairo gegeben. Blutige Bilanz: 30 Tote.
Spannungen
Die koptischen Christen machen rund zehn Prozent der Bevölkerung in Ägypten (92 Millionen Einwohner) aus. Zu ihren bekanntesten Vertretern zählte der frühere UNGeneralsekretär und Ägypter Boutros Boutros-Ghali. Die koptischen Christen im Land am Nil sind die größte christliche Gemeinschaft im Nahen Osten (15 Millionen gibt es weltweit). Offiziell können sie ihre Religion in Ägypten frei ausüben. Spannungen mit der muslimischen Bevölkerungsmehr- heit gibt es aber vor allem in ländlichen Gebieten. Und die Kopten waren immer schon Opfer radikaler Islamisten, jetzt des Mörderbanden des IS.
Der IS bekannte sich zu allen Anschlägen und drohte Anfang MaimitneuenAngriffen auf Christen: Muslime sollten Ansammlungen von Christen und Ausländern aus dem Westen meiden, warnte ein Anführer der Gruppe in der IS-Publikation Al-Nabaa.
Nach dem gestrigen Terroranschlag hat das ägyptische Militär ein Ausbildungslager für militante Islamisten in der ostlibyschen Stadt Derna aus der Luft angegriffen.
Kardinal Christoph Schönborn, der im Oktober Al Minja besucht hatte, zeigte sich „tief betroffen und entsetzt“über den jüngsten Anschlag. Bundeskanzler Christian Kern, der erst am Mittwoch in Kairo gewesen war, schrieb auf Facebook: „Meine aufrichtige Anteilnahme gilt den Opfern und ihren Familien. “