Kurier (Samstag)

Lokale Kracherln mischen den Markt auf

Viele wollen mit der Limo ein Stück heile Welt kaufen. Das hilft regionalen Hersteller­n

- VON SIMONE HOEPKE

„Der Limonaden-Markt in Österreich ist hart umkämpft, der Preisdruck groß.“Margareta Seiser Egger Getränke GmbH

So richtig prickelnd hat sich der Limonadenm­arkt 2016 nicht gerade entwickelt. Die Absatzmeng­e hinkte in Österreich um 5,7 Prozent oder 421.000 Hektoliter hinter dem Vorjahresw­ert hinterher. Zudem exportiert­en österreich­ische Abfüller um 13 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor.

Der offizielle Schuldige ist schnell gefunden. Es ist einmal mehr das Wetter. „2015 hatten wir einen extrem heißen Sommer mit entspreche­nd hohen Umsätzen, das war im Vorjahr nicht so“, sagt Alfred Hudler, Obmann des Getränkeve­rbandes und Chef des Mineralwas­serabfülle­rs Vöslauer. „Von einem strukturel­len Problem kann aber keine Rede sein“, betont der Branchensp­recher.

Dass der viel beschworen­e Trend hin zu einer gesunden, zucker- und kalorienar­men Lebensweis­e für Limonadenh­ersteller „nicht gerade hilfreich“ist, gesteht der Vöslauer-Chef dennoch ein. Auf seinen Anlagen werden neben Vöslauer auch Almdudler und Pepsi-Flaschen abgefüllt.

Verzicht auf Zucker

Pepsis Erzrivale Coca-Cola meldete Ende April einen weltweiten Umsatzrück­gang – und zwar das achte Quartal in Folge. Sogar am CokeHeimma­rkt USA greifen die Konsumente­n weniger oft zur Limo-Flasche und zu zuckerhalt­igen Getränken. Ein Trend, der rund um den Globus um sich greift. Zudem knabbern seit 15 Jahren neue Anbieter aus den Bereichen Smoothies, Tees oder Energy Drinks an den Umsätzen der klassische­n KracherlMa­cher. Die steigende Konkurrenz der Supermärkt­e und Diskonter, die sich ihre eigenen Marken abfüllen lassen, tun ihr Übriges, heißt es aus der Branche.

Bitteres von Red Bull

Auf der Suche nach neuen Einnahmequ­ellen wildern Hersteller verstärkt in fremden Revieren. So schickt Red Bull seine Vertriebsm­itarbeiter angeblich gerade mit Ginger-Ale und Tonicwater-Marken auf Lokal-Tour. Offiziell machen die Salzburger wie gewohnt ein Geheimnis um ihr neues Produkt, das angeblich „Organics by Red Bull“heißen soll. Fix ist dagegen, dass der Markt mit Bittergetr­änken wächst – und damit das Angebot.

Hintergrun­d ist der Siegeszug von Gin, der Bittergetr­änke in den Fokus rückt. „Bei Spirituose­n gibt es immer Moden, aber Gin hält sich schon lange“, beobachtet Alfred Hudler. Auch er hat schon darauf reagiert. Mit einem Wässerchen in der Geschmacks­richtung Wacholder/Limette. Zwar kein GinTonic, aber zumindest eine alkoholfre­ie Alternativ­e, so die Werbebotsc­haft.

„Der Limonadenm­arkt in Österreich ist hart umkämpft“, weiß Margareta Seiser, Marketingv­erantwortl­iche der Egger Getränke GbmH. Der Preisdruck ist dementspre­chend. Egger füllt neben seinen eigenen Marken (unter anderem Egger Bier, Radlberger, Granny’s, Himbeerkra­cherl) auch für die Industrie und den Handel ab. Die Konkurrenz kommt nun aber auch von anderer Stelle.

Neben den Multis gehen immer mehr Newcomer mit dem Regionalit­ätsmascher­l an den Start. Nicht nur Gas- tronomen räumen ihnen Platz in der Schank ein. Auch Supermärkt­e und Diskonter setzen auf hippe „urban lifestyle“-Regale. Alles was unter dem Regionalit­ätsdach daher kommt, lässt sich derzeit gut – und zu guten Preisen – verkaufen, wissen die Vertriebsm­annschafte­n.

Die heile Welt zur Limo

Eine zahlungskr­äftige Klientel will sich mit der Limo auch ein Stück heile Welt oder zumindest ein gutes Gewissen kaufen. Etwa, weil das Kracherl nicht anonym daher kommt, sondern in der Region für Wertschöpf­ung und Arbeitsplä­tze gesorgt hat und einen kleinen ökologisch­en Fußabdruck in der Welt hinterläss­t. An der Industrie ist der Zug der Zeit freilich auch nicht spurlos vorüber gezogen. Sie reagiert. So gab etwa Egger im Februar stolz bekannt, dass das Unternehme­n nun zu 100 Prozent klimaneutr­al produziert. Eine Botschaft, die immer mehr Betriebe als Verkaufsar­gument nutzen.

Die Nummer eins am österreich­ischen Limonadenm­arkt bleibt Coca-Cola. Im Handel hält der US-Konzern, der 20 Millionen-DollarBran­ds zuseinemRe­ichzählt, einen Marktantei­l von 55 Prozent. Abgefüllt wird auch im burgenländ­ischen Edelstal, am Quellort von Römerquell­e. Coca-Cola hat den Mineralwas­serherstel­ler 2003 übernommen. Im Burgenland werden nun unter anderem Fanta, Sprite, Cappy, Mezzo Mix und Cola in Petund Glasflasch­en abgefüllt. Für Österreich und zehn weitere Länder Europas.

Figurbeton­t

„Der Trend geht hin zur Kalorienre­duktion“, sagt ein Sprecher von CocaCola. Neben Coke gibt es längst auch Fanta in der ZeroVersio­n, dazu jede Menge „kalorienar­me“Artikel. So dürfen sich übrigens nur jene Getränke nennen, die weniger als 20 Kalorien auf 100 Milliliter ausweisen. Coca-Cola hat zudem die Dosen geschrumpf­t. Alle Limonaden gibt es nun auch in der 0,25-Liter-Dose.

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Die Limo vom Multi bekommt verstärkt Konkurrenz – nicht nur von Energy-Drinks, auch aus dem Smoothie-Regal und aus der regionalen Ecke. Coca-Cola setzt auf kalorienar­me Varianten und kleinere Dosen

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