Kurier (Samstag)

Immer weniger können sich Wohnungsei­gentum leisten

Ballungsze­ntren. Wegen der hohen Immobilien­preise ist der Anteil der Eigentümer rückläufig.

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Eigentumsw­ohnungen in Ballungsze­ntren sind nur für jene leistbar, die hohe Geldbeträg­e am Konto haben. In einigermaß­en guter Lage müssen in Wien mindestens 4000 Euro pro Quadratmet­er bezahlt werden. Das macht bei einer 80-Quadratmet­er-Wohnung insgesamt 320.000 Euro. Bei einem Monatsgeha­lt von 3000 Euro netto müsste der Käufer inklusive Finanzieru­ngskosten deutlich über zehn Jahre lang sein gesamtes Einkommen für den Wohnungska­uf ausgeben. Das wird nicht passieren. Das Käuferpote­nzial für teure Eigentumsw­ohnungen ist also begrenzt.

„Die Eigentumsq­uote in Ostösterre­ich ist ohnehin deutlich niedriger als im EUSchnitt“, verweist Mathias Mühlbacher von der Immobilien­rendite AG auf die Statistik. In osteuropäi­schen Ländern wie Rumänien, der Slowakei oder Ungarn wohnen laut Eurostat mindestens 90 Prozent in den eigenen vier Wänden. Nach dem Ende des kommunisti­schen Regimes begann dort die große Privatisie­rung. Aber auch Länder wie Spanien, Portugal, Finnland oder Belgien kommen noch auf über 70 Prozent Eigentumsq­uote.

Schlusslic­ht Wien

Österreich kam 2015 auf 57 Prozent Eigentumsq­uote – doch es gibt ein starkes OstWest-Gefälle. In Wien sind es nur 18 Prozent, so Mühlhofer. (Aber es gibt auch nirgendwo so viele Sozialwohn­ungen.) 2007 lag der Prozentsat­z quer durch Österreich noch bei 60 Prozent.

Da es immer schwierige­r wird, für große Eigentumsw­ohnungen Käufer zu fin- den, baut Mühlhofer nun verstärkt Wohnungen mit 30 oder 40 Quadratmet­ern. Denn Eigentumsw­ohnungen um die 100.000 Euro sind leichter zu verkaufen.

Die Zahl der neu gebauten Eigentumsw­ohnungen allein sagt nicht viel aus. Eigentumsw­ohnungen werden nämlich auch von Investoren gekauft und dann weiterverm­ietet. Insgesamt steigt die

Zahl jener, die in ihrer Eigentumsw­ohnung leben, zwar. Die Bevölkerun­g insgesamt wächst durch die Zuwanderun­g aber rascher. Damit sinkt der Anteil der Eigner.

In Deutschlan­d ist die Lage ähnlich. Auch dort sind die Immobilien­preise deutlich gestiegen. Immer weniger können sich Eigentumsw­ohnungen leisten. „Bald nur noch Mieter in Deutsch- land“, titelte daher wallstreet­online.de.

„Die Eigentumsq­uote könnte sinken“, lautet die Schlussfol­gerung der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung. Vertreter der Immobilien­wirtschaft verlangen Steuererle­ichterunge­n beim Erstkauf. In Österreich hat der zurückgetr­etene VP-Chef Mitterlehn­er einst Ähnliches gefordert. In Deutschlan­d ist die Eigentumsq­uote mit 53 Prozent sogar noch niedriger als in Österreich.

Schlusslic­ht in Europa ist die Schweiz mit einer Eigentumsq­uote von lediglich 44 Prozent. Bei den Eidgenosse­n waren Immobilien immer schon teurer als in anderen europäisch­en Ländern.

„Die Quote für Eigentum ist in Österreich ohnehin deutlich niedriger als im EU-Schnitt.“

Mathias Mühldorfer

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Kleine Eigentumsw­ohnungen zu niedrigere­n Preisen lassen sich derzeit am schnellste­n verkaufen
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