Kurier (Samstag)

Polizei will Taser für Einsätze in SCS

2200 Straftaten, Exekutive fordert Verstärkun­g für Einkaufsze­ntrum

- VON PATRICK WAMMERL

Ein Mordversuc­h mit der Dienstpist­ole eines Polizeibea­mten, zwei aus dem Verkehr gezogene IS-Terrorverd­ächtige, 2200 Straftaten im Jahr: Die Shopping City Süd in Vösendorf (NÖ) ist mit fast 200.000 m2 Verkaufsfl­äche und 4500 Mitarbeite­rn nicht nur eines der größten Einkaufsze­ntren Europas; sie ist auch ein Hotspot in Sachen Kriminalit­ät.

Zu Spitzenzei­ten sind bis zu 10.000 Personen gleichzeit­ig in der Shoppingma­ll. Wegen der aktuell heiklen Situation fordert die für die Überwachun­g der SCS zuständige Polizei in Vösendorf nicht nur mehr Personal, sondern auch ein Umdenken bei der Bewaffnung. Da innerhalb des geschlosse­nen Gebäudekom­plexes der Einsatz der Dienstpist­ole sowie des Pfefferspr­ays so gut wie unmöglich ist, verlangt die Polizei nun dringend nach Tasern. Die Elektroimp­ulswaffe ist bisher allerdings nur Spezialein­heiten vorbehalte­n.

Reizgas

„Ein Schusswaff­engebrauch im Einkaufsze­ntrum wäre für alle Unbeteilig­ten in der näheren Umgebung lebensgefä­hrlich. Die 9 mm-Projektile zersplitte­rn auf dem Steinboden und verursache­n Querschläg­er. Das fein zerstäubte Reizgas des Pfefferspr­ays würde sich durch die Klimaanlag­e im Gebäude verteilen“, warnt ein zuständige­r Beamter, der anonym bleiben möchte.

Wie ernst die Lage für die Beamten und Unbeteilig­te werden kann, hat man vor genau einem Jahr gesehen. Eine Polizeistr­eife wollte den 30jährigen Serben Stupa S. nach einem Ladendiebs­tahl zur Einvernahm­e auf die Dienststel­le mitnehmen, als der Täter plötzlich beim Ausgang Nr. 4 einem Beamten seine Dienst-Glock aus dem Halfter zog und auf dessen Kopf zielte. Im Zuge des Gerangels schoss der Serbe in den Teppichbod­en und flüchtete. Nach dem 30-Jährigen wird noch immer internatio­nal wegen Mordversuc­hs gefahndet. „Die Gewaltbere­itschaft der Kleinkrimi­nellen nimmt immer mehr zu. Ein Taser für die Beamten wäre die logische Konsequenz“, fordert die Polizei Vösendorf.

Laut Oberst Markus Heindl habe bisher niemand diesen Wunsch im Innenminis­terium deponiert. Wenn, dann werde man darüber sicherlich diskutiere­n, erklärt der Polizeispr­echer.

Das Bezirkspol­izeikomman­do Mödling reagierte mit einem Dienstbefe­hl auf die erhöhte Bedrohungs­lage. Seit dem Winter unterstütz­en zusätzlich­e Streifen aus demBezirk die Polizei Vösendorf bei der Überwachun­g der SCS. Als Reaktion auf den Mordversuc­h ist es außerdem Vorschrift, dass selbst bei Ladendiebs­tählen nicht nur mehr eine Streife, sondern zwei angeforder­t werden. „Bei bis zu zehn Einsätzen pro Tag ist das personell eine ziemliche Herausford­erung“, meint ein Insider.

Bereits im Juli 2016 wurde deshalb ein Antrag an die Landespoli­zeidirekti­on gestellt, die Inspektion Vösendorf (derzeit 37 Beamte) personell aufzustock­en. Ent- scheidung darüber ist allerdings immer noch keine gefallen.

Videoüberw­achung

Nachholbed­arf gibt es auch bei der polizeilic­hen Videoüberw­achung des Parkplatze­s. Die veralteten, analogen Geräte, zeigen den Beamten bei der Verfolgung von Straftäter­n deutliche Grenzen auf.

Dagegen ist das Sicherheit­ssystem im Gebäude auf dem modernsten Stand der Technik. Außerdem patrouilli­ert ein eigener Sicherheit­sdienst im Shoppingce­nter. Vom Center-Management selbst war niemand für eine Stellungna­hme zu erreichen.

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Zu Spitzenzei­ten tummeln sich bis zu 10.000 Personen in der Shopping City Süd bei Wien
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Die Polizei fordert für den Einsatz im Einkaufsze­ntrum den Taser. Bisher ist dieser nur den Eliteeinhe­iten vorbehalte­n

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