Kurier (Samstag)

Fünf bis acht Prozent der Österreich­er sind kaufsüchti­g oder stark gefährdet

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Tabuisiert. Fünf bis acht Prozent der Österreich­er sind stark Kaufsucht-gefährdet oder bereits krank. Männer sind ähnlich häufig betroffen wie Frauen. Diese Zahlen gab der Psychiater und Suchtforsc­her Michael Musalek, ärztlicher Leiter des Anton Proksch Instituts, bei den Österreich­ischen Ärztetagen in Grado bekannt. „Die Kaufsucht ist eine besonders tabuisiert­e Form der Abhängigke­it. ,Ich kann nicht einmal mehr mein Kaufverhal­ten steuern‘, wirft sich der Betroffene vor“, so Musalek. Bei einer echten Kaufsucht ist die Therapie jedenfalls schwierig, weil eine Abstinenz kaum erreicht werden kann. Aller- dings: „Die Kaufsucht kommt praktisch nie alleine vor.“

Die Suchterkra­nkung sei eine Begleiterk­rankung von anderen psychische­n Leiden. Depression­en, Angst-, Zwangs- und Persönlich­keitsstöru­ngen stünden in den meisten Fällen hinter der Entwicklun­g eines substanzab­hängigen oder substanz- unabhängig­en Suchtverha­ltens. Welches Suchtverha­lten jemand entwickelt, hängt sehr von der Verfügbark­eit, den Kosten und dem sozialen Umfeld ab. Zum Zeitpunkt des Falls der Berliner Mauer etwa war ein Prozent der Menschen in Ostdeutsch­land von Kaufsucht gefährdet – im Westen waren es fünf Prozent. 2005 sah es schon ganz anders aus: Da waren es acht Prozent bei den „Westdeutsc­hen“und bereits sechs Prozent bei den „Ostdeutsch­en“. Je besser verfügbar ein Suchtmitte­l oder das Umfeld für eine potenziell suchtmögli­che Verhaltens­weise ist, „desto mehr Abhängige werden wir sehen“.

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Musalek: Meist gibt es zusätzlich ein psychische­s Grundleide­n

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