Auftakt mit Hip-Hop statt Rock
Die Festivalsaison startete mit bestem Wetter und tollen Hip-Hop-Sounds
Es wurde im Vorfeld heiß diskutiert, das Programm des heurigen Rock in Vienna. Denn gleich zum Auftakt gab es amFreitag Acts, mit denen Rock-Fans nichts anfangen. Dieser Tag war dem HipHop gewidmet und der Publikumszuspruch hielt sich in Grenzen: Nur 13.000 (laut Angaben des Veranstalters) waren auf die Donauinsel gekommen.
Sie sahen am Nachmittag den jungen Wiener Rapper Appletree, den ambitionierten aber wenig routinierten Andere-Heller-Sohn Left Boy und dann House Of Pain.
25 Jahre ist es her, dass die Hip-Hop-Truppe mit dem Hit „Jump Around“ihren Durchbruch hatte. Irgendwann aber kehrte Everlast dem Hip-Hop und der Band den Rücken. So kam auch auf der Donauinsel in der Mitte des House-Of-Pain-Auftritts die Gitarre aus dem Koffer und der als Erik Schrody geborene Amerikaner gab ein paar seiner Solo-Songs zum besten. Doch richtig brodelnd war die Stimmung nur zum Schluss bei „Jump Around“.
Mutig
Kurz nach neun Uhr dann der Headliner des Abends: Macklemore & Ryan Lewis wurden mit einem Gekreische begrüßt, das in der Tonlage dem Beifallsgeräuschen bei Teenie-Acts ähnlich war.
Mutig: Den größten Hit „Thrift Shop“, mit dem das Rapper/Produzenten-Duo 2013 berühmt wurde, kam gleich als zweite Nummer. Trotzdem konnten die beiden, ihr Trompeter und die fünf Tänzer und Tänzerinnen die Stimmung danach kontinuierlich weiter steigern.
Sie brachten ein ansprechendes, variantenreiches Set mit vielen unterschiedlichen Klangfarben und Rhythmen, die Frontmann Macklemore mit viel Elan und Einsatz präsentierte. Und nicht nur das begeisterte das Publikum auf der Donauinsel. Denn thematische spannt das Duo den Bogen von der Ho- mosexuellen-Hymne „Same Love“, geht über „FDT (Fuck Donald Trump)“bis hin zu Partykrachern wie „Dance Off“und Humorvollem wie „Brad Pitt’s Cousin“– genau die richtige Mischung zwischen Entertainment und Botschaft. Insofern waren viele enttäuscht, dass um 22.30 Uhr Schluss war. Aber am ersten Tag kann man es ruhig angehen und die Kräfte sparen – für Kings Of Leon, Deichkind, Marteria und Die Toten Hosen. Karten für dafür gibt es noch. „Gaudi Quattro“– das sind übrigens Hausherr Peter Hofbauer, dessen langjähriger Doppelconference-Partner Thomas Strobl sowie Rainer Sokal, der wiederum seit geraumer Zeit Strobls DuettPartner mit Ziehharmonika ist. Vierter im Bunde ist Toni Matosic, der als Bandleader der Gruppen Monti Beton und The Real Holy Boys dem traditionsreichen Vorstadttheater als Dauergast verbunden ist und bei der Premiere seinen 50. Geburtstag feierte. Zuvor aber war Arbeit angesagt, viel Arbeit!
Tru-Tru-Trump
Denn die Welt ist so komplex geworden, dass sie sich nur noch über Wuchteln mit Musik erklären lässt. Etwa Donald Trump, der f leischgewordene „Tru-Tru-TrumpÜberfall“auf die Menschheit. Oder Andreas Gabalier, der Volks-Rock'n'Roller, den man nur mehr parodieren kann.
Oder auch die Innenpolitik, die von „Kurz-Streckenraketen auf die rote KernSchicht“bis zum „grünen Durchfall“in Wien reicht und nur in Pillenform genießbar ist. Auch die EU fehlt nicht.
Und so führen Hofbauer, Strobl, Sokal und Matosic einfach Schmäh, stellen sich auch ihren eigenen Befindlichkeiten – der Song „Midlifecriser“hat Ohrwurmpotenzial – und sorgen für ein Wuchtel-Feuerwerk. Selbstverständlich ist da manches auch ein bisschen tief, doch das gehört dazu. Die Lach,und Mitschunkelquote aber ist hoch. Und vor allem: Kein Abend gleicht dem anderen. Denn der Wettlauf mit der täglichen Realsatire will gewonnen wird.–