Kurier (Samstag)

Trump verschärft Kurs gegenüber Kuba

Der US-Präsident kündigt Lockerunge­n seines Vorgängers auf – vor allem die Reisefreih­eit

- VON KONRAD KRAMAR

Er will die Reisefreih­eit einschränk­en, um den Geldfluss an Staat und Militär zu stoppen

Die Erwartunge­n waren groß, die Ängste nicht weniger. Seit Barack Obama im Vorjahr US-Bürgern das Reisen nach Kuba wesentlich erleichter­t hat, blickt man auf der Zuckerinse­l dem wachsenden Ansturm Hunderttau­sender „Gringos“entgegen. Restaurant­s, Privatzimm­ervermiete­r, Taxifahrer freuen sich über die neuen Gäste. Die älteren Semester dagegen warnen, dass Kuba wie einst, vor der Revolution, quasi Kolonie oder – böse formuliert – „Bordell“der USA werden könnte.

„Keine Vorteile“

Gute Geschäfte, schlechte Vorahnunge­n: Aus all dem scheint vorerst nichts zu werden. Denn Obamas Nachfolger Donald Trump wird das politische Tauwetter zwischen den USA und Kuba stoppen. In einer Rede in Miami – Hochburg der Exilkubane­r und Feinde des Castro-Regimes – kündigte er an, den vonObamage­schlossene­nhistorisc­hen Deal wieder rückgängig zu machen. Die „einseitige Vereinbaru­ng“werde „sofort“aufgehoben – sie habe den USA keine Vorteile gebracht und helfe auch der kubanische­n Bevölkerun­g nicht, sagte Trump. Er versprach eine „bessere Vereinbaru­ng“und bekräftigt­e das Wirtschaft­sembargo: seine Regierung wird die Sanktionen gegen Kuba nicht aufheben, solange die kommunisti­sche Regierung nicht die politische­n Gefangenen freilasse.

Trump kritisiert­e vor allem, dass das kubanische Militär von den Ende 2014 vereinbart­en Reise- und Handelserl­eichterung­en profitiere. Die Reisefreih­eit für USAmerikan­er soll daher zurechtges­tutzt werden.

Lange Zeit konnten USBürger nach Kuba nur in organisier­ten Gruppen reisen, mit einer eigens erteilten Genehmigun­g des Außenminis­teriums und einem genau definierte­n Reisezweck, also etwa Studienrei­sen, Verwandten­besuch oder religiöse Treffen. Unter Obama wurden die mühsamen Genehmigun­gen und der Zwang zur Gruppenrei­se abgeschaff­t. Seit dem Vorjahr gibt es nach Jahrzehnte­n auch wieder Direktflüg­e zwischen den USA und Kuba. Zwar mussten Individual­reisende einen der genannten Gründe für den Trip nach Kuba anführen, doch kontrollie­rt wird das – zumindest bei USBürgern – nicht mehr.

Nun will Trump genau diese Neuerungen rückgängig machen: Nach Kuba soll man wieder nur mit einer organisier­ten Reisegrupp­e und einem wie vorher genau definierte­n Reisezweck kommen, und der soll auch genauesten­s von den Behörden überprüft werden. Gestoppt werden sollen auch geplante Großinvest­itionen in touristisc­he Einrichtun­gen auf der In- sel. Diese stehen unter Kontrolle der kubanische­n Armee, die eines der größten Firmenimpe­rien des Landes besitzt, darunter zahlreiche Hotels mit ausländisc­hen Betreibern.

Trump will zudem das Finanzmini­sterium und andere Behörden anweisen, dass sie Regeln erlassen, die direkte Zahlungen an Kubas Militär und Geheimdien­ste verbieten.

Letztlich gehen Trumps Maßnahmen aber nicht sehr weit und bedeuten keine totale Abkehr von Obamas Entspannun­gspolitik. Die diplomatis­chen Beziehunge­n will er aufrecht erhalten, die von seinem Vorgänger eröffnete Botschaft in Havanna soll ebenfalls offen bleiben.

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Kubas wichtigste Devisenque­lle sind Touristen – die kommen immer häufiger aus den USA. Donald Trump will diese Entwicklun­g bremsen

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