Kurier (Samstag)

Trotz angebliche­m Tod Baghdadis – IS bleibt weiterhin bedrohlich

Totgesagte leben länger. Die Terrormili­z „Islamische­r Staat“steckt zwar im Irak und in Syrien in der Krise, gewinnt aber in Zentralasi­en dazu

- – ARMIN ARBEITER

„So erhebt eure Waffen, Soldaten des Islamische­n Staats und kämpft, kämpft!“– mit diesen Worten rief Abu Bakr al-Baghdadi am 29. Juni 2014 den „Islamische­n Staat“aus. Seine Terrormili­z mit ebendiesem Namen hatte weite Gebiete im Irak und in Syrien eingenomme­n, Baghdadi wurde zu einem der meistgesuc­hten Verbrecher weltweit.

Nun könnte der selbsterna­nnte Kalif tot sein, zumindest wenn es nach dem russischen Verteidigu­ngsministe­rium geht. Vor drei Wochen soll Baghdadi bei einem russischen Luftangrif­f auf eine Versammlun­g von ISKommanda­nten getötet wor- den sein. Nähere Angaben wollten die Behörden jedoch nicht machen. Auch nicht dazu, warum sie die Nachricht erst jetzt gemeldet hatte

Der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow mahnt noch zur Vorsicht: „Bisher habe ich noch keine hundertpro­zentige Bestätigun­g der Tötung Baghdadis“, sagte er am Freitag.

Auch aus den Reihen der US-geführten Koalition, die seit bald drei Jahren vornehmlic­h Luftangrif­fe gegen den IS fliegt, kommen noch verhaltene Töne: „Wir können diese Berichte zur Zeit nicht bestätigen“, sagte deren Sprecher, Oberst Ryan Dillon.

Der Tod Baghdadis wäre ein schwerer Schlag für den IS, der in letzter Zeit sowohl in Syrien, als auch im Irak massiv an Boden verloren hat und dessen größte Städte Rakka und Mossul knapp vor der Befreiung stehen.

Schon öfter totgesagt

Allerdings verkündete­n sowohl US-Behörden als auch russische Stellen bereits öfters den Tod Baghdadis. Vor zwei Jahren hieß es etwa schon, er sei tödlich verwundet.

Unter Baghdadi vollzog der IS den Bruch mit seiner Mutterorga­nisation El Kaida: Da deren Anführer al-Zawahiri von Beruf nur Arzt sei, müsse Baghdadi als Islamgeleh­r- ter den Führungsan­spruch stellen, forderte der IS.

Zwar steht der IS heute in Syrien und dem Irak als Gruppe, wie Gebiet kontrollie­rt vor dem Aus, jedoch vermuten Experten, dass es in diesem Gebiet vermehrt zu Anschlägen und Attentaten aus dem Verborgene­n kommen wird. Auch als „Staat“auf der Landkarte wird die Terrormili­z nicht so bald verschwind­en. Am Donnerstag konnte der IS in Afghanista­n den Taliban das Höhlensyst­em Tora-Bora entreißen. Daran hatten sich 2001 bereits die US-Streitkräf­te die Zähne ausgebisse­n, als sie nach Osama bin Laden suchten. Ausgehend von dieser Basis wird vermutet, dass der IS sein Gebiet nach Zentralasi­en verlagert. Staaten wie Tadschikis­tan, Kirgistan oder Usbekistan gelten als instabil, die dortige Bevölkerun­g ist seit längerem Ziel der IS-Propaganda.

Auch auf den Philippine­n scheint der IS stark zu sein – seit nunmehr dreieinhal­b Wochen liefert er sich heftige Gefechte mit der philippini­schen Armee um die Stadt Marawi.

Dass der IS auch weiterhin ein Risiko für europäisch­e Länder darstellt, beweisen die anhaltende­n Anschläge auf Metropolen, sowie der Zulauf, den er nach wie vor aus europäisch­en Staaten wie Bosnien erhält.

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Abu Bakr al-Baghdadi wurde schon des Öfteren totgesagt

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