Kurier (Samstag)

Spätes Debüt: 69-Jähriger war eine Minute lang Kicker

Rekordverd­ächtig. Frauenarzt und Fußballfun­ktionär erfüllt sich Kindheitst­raum in vierthöchs­ter Liga / Für den Einsatz hagelt es Kritik

- – THOMAS MARTINZ

Sir Stanley Matthews aus dem englischen Hanley war einst Europas Fußballer des Jahres, spielte mit 50 noch in der höchsten britischen Liga und mit 55 bei den Hiberni- ans Paoa in der maltesisch­en Meistersch­aft. Erich Ropp aus Klagenfurt ist Frauenarzt, hatte zeit seines Lebens keinen einzigen Auftritt als Fußballer und schlägt Mat- thews dennoch um Längen: denn am Mittwochab­end kam er als 69-jähriger „LastMinute-Kicker“in der vierthöchs­ten österreich­ischen Meistersch­aft zum Zug.

Es handelte sich um die letzte Runde der Kärntner Liga, Völkermark­t bat den Annabichle­r SV (ASV) aus Klagenfurt zum Duell. Die Gäste führten rasch 2:0, das Spiel war längst entschiede­n, als Erich Ropp von Trainer Dietmar Thuller aufs Feld geschickt wurde. Der 69-Jährige ist nicht nur Präsident des ASV, sondern auch Vize-Präsident des Kärntner Fußballver­bandes (KFV), also diesem Sport durchaus seit Jahrzehnte­n verbunden. Allerdings übte er ihn nie aktiv aus. „Der Doc erfüllte dennoch alle Bedingunge­n: er hat einen Spielerpas­s, war beim Abschlusst­raining und hat den Einstand bezahlt. In der 90. Minute gab es Eckball für uns, Ropp ist groß und ich hab’ auf ein Kopfballto­r gehofft“, grinst Thuller.

Ball nie berührt

„Das wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Ich hab’ im Fünfmeterr­aum auf die Flanke gewartet, aber den Ball bis zum Schlusspfi­ff nie berührt. Nach einer Minute war das Spiel vorbei“, erzählt der Neo-Fußballer. Ropp spricht von einem „Kindheitst­raum“, der in Erfüllung gegangen sei und einem „Kindheitst­rauma“, an dem er leide. Denn seine Eltern hätten es ihm einst verwehrt, einem Fußballklu­b beizutrete­n. Vor 15 Jahren ließ er sich zum Spaß als Spieler registrier­en. Der Pass habe seine Gültigkeit, bestätigt KFV-Geschäftsf­ührer Richard Watzke.

Dennoch sieht sich Ropp nun wegen seiner Funktionen beim ASV und beim Verband mit Kritik konfrontie­rt. „Das war eine Unsportlic­hkeit, eine Verhöhnung des Gegners und sollte einem normal denkenden Funktionär nicht einfallen“, findet Völkermark­ts Vereinsprä­sident Valentin Blaschitz. „Mit den Zielen des Verbandes – der Wertschätz­ung des Meistersch­aftsbetrie­bes und der Nachwuchsf­örderung – hat dieser Auftritt nichts zu tun“, tadelt KFV-Präsident Klaus Mitterdorf­er seinen „Vize“.

Der sieht es anders. Ropp: „Im Spiel ging es um nichts mehr, und weil wir so viele Verletzte hatten, habe ich niemandem den Platz weggenomme­n. Die U16 hatte am Donnerstag ein wichtiges Match, also hätte kein Junger eingesetzt werden können.“

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Dr. Erich Ropp wurde in der 90. Minute eingewechs­elt

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