Kritische Blicke auf Afrika und eine pseudo-aktionistische Fleischbeschau
Kritik. Einen künstlerischen Aufschrei gegen Ignoranz zeigt Elisabeth Bakambamba Tambwe in ihrer neuen Performance „Congo Na Chanel“im Performeum bei den Wiener Festwochen. Die Nähe zu Tambwe, die in ihrem Stück mit autobiografischen Bezügen selbst auftritt, und zu weiteren vier Darstellern in diesem Raum tut der Arbeit gut. Tambwe versteckt sich zunächst unter einem Plastikzelt, später hinter einem Kostüm mit einer Maske aus Textilien, aus der sie sich am Ende wie in einem Geburtsvorgang schält.
Gegensätze
Neben einer Videoinstallation gibt es eine Live-Ebene, die Kommentare zum Film liefert. Die Zuschauer tauchen vermeintlich in den Kongo ein, werden mit einem Auto durch eine afrikanische Stadt mit ihren krassen Gegensätzen geführt.
Doch es ist nicht Kinshasa, die Stadt, in der Tambwe geboren wurde und in der ihr Vater als Beamter von Mobutus Regierung tätig war. 1975 entschloss sich die Familie zur Flucht nach Frankreich, nachdem Mobutu aus dem Land das autoritär regierte Zaire machte.
Heute wäre eine Reise zu gefährlich, und so entschied sich Tambwe, den Film mit Momentaufnahmen von Straßen einer afrikanischen Stadt im Senegal zu drehen.
Die Peformance bricht mit Schein und Wirklichkeit, ihre Suche nach Identität wächst zu einem kritischen Statement gegenüber Zuständen in Afrika. Drei Performer schlüpfen in die Rollen von Batman, Superman und Flash Gordon, wirken surreal und sind mehr unheimliche Beobachter denn Hoffnungsträger, von denen Afrika in dieser Performance nicht einmal mehr träumen kann.
Viel nackte Haut wurde anschließend in „Macaquinhos“aus Brasilien zur Schau gestellt. Das Performerkollektiv mischt zeitgenössischen Tanz und Elemente aus dem Alltag, tritt auch im öffentlichen Raum auf und geht bewusst an die Grenzen des „guten Geschmacks“.
Diesmal widmen sich die Performer dem Anus, den sie als körperliches Symbol für den Süden nehmen. Zu sehen sind aber nur retro-aktionistisch anmutende Einblicke in weibliche und männliche Körper.