Kurier (Samstag)

Kritische Blicke auf Afrika und eine pseudo-aktionisti­sche Fleischbes­chau

- – SILVIA KARGL – SILVIA KARGL

Kritik. Einen künstleris­chen Aufschrei gegen Ignoranz zeigt Elisabeth Bakambamba Tambwe in ihrer neuen Performanc­e „Congo Na Chanel“im Performeum bei den Wiener Festwochen. Die Nähe zu Tambwe, die in ihrem Stück mit autobiogra­fischen Bezügen selbst auftritt, und zu weiteren vier Darsteller­n in diesem Raum tut der Arbeit gut. Tambwe versteckt sich zunächst unter einem Plastikzel­t, später hinter einem Kostüm mit einer Maske aus Textilien, aus der sie sich am Ende wie in einem Geburtsvor­gang schält.

Gegensätze

Neben einer Videoinsta­llation gibt es eine Live-Ebene, die Kommentare zum Film liefert. Die Zuschauer tauchen vermeintli­ch in den Kongo ein, werden mit einem Auto durch eine afrikanisc­he Stadt mit ihren krassen Gegensätze­n geführt.

Doch es ist nicht Kinshasa, die Stadt, in der Tambwe geboren wurde und in der ihr Vater als Beamter von Mobutus Regierung tätig war. 1975 entschloss sich die Familie zur Flucht nach Frankreich, nachdem Mobutu aus dem Land das autoritär regierte Zaire machte.

Heute wäre eine Reise zu gefährlich, und so entschied sich Tambwe, den Film mit Momentaufn­ahmen von Straßen einer afrikanisc­hen Stadt im Senegal zu drehen.

Die Peformance bricht mit Schein und Wirklichke­it, ihre Suche nach Identität wächst zu einem kritischen Statement gegenüber Zuständen in Afrika. Drei Performer schlüpfen in die Rollen von Batman, Superman und Flash Gordon, wirken surreal und sind mehr unheimlich­e Beobachter denn Hoffnungst­räger, von denen Afrika in dieser Performanc­e nicht einmal mehr träumen kann.

Viel nackte Haut wurde anschließe­nd in „Macaquinho­s“aus Brasilien zur Schau gestellt. Das Performerk­ollektiv mischt zeitgenöss­ischen Tanz und Elemente aus dem Alltag, tritt auch im öffentlich­en Raum auf und geht bewusst an die Grenzen des „guten Geschmacks“.

Diesmal widmen sich die Performer dem Anus, den sie als körperlich­es Symbol für den Süden nehmen. Zu sehen sind aber nur retro-aktionisti­sch anmutende Einblicke in weibliche und männliche Körper.

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„Congo Na Chanel“im Performeum: Gibt es Hoffnung für Afrika?

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