Kurier (Samstag)

Grüner Klubchef zu Pilz: „Gehen sicher nicht auf die Blutwiese“

Rosenkrieg. Grüne weisen Pilz’ Behauptung, es gebe „massenhaft Austritte“, zurück. Bei Gegenkandi­datur würde Pilz bis zur Wahl wilder Mandatar

- – RAFFAELA LINDORFER

Eine „Trennung mit Anstand“soll es werden; Ende Juli, wenn der U-Ausschuss zum Eurofighte­r-Deal beendet ist.

Was dem Klubchef der Grünen, Albert Steinhause­r, bei der Aussicht vorschwebt, dass sein Noch-Parteifreu­nd Peter Pilz selbststän­dig bei der Nationalra­tswahl antritt, klingt etwas unrealisti­sch. Schon jetzt, nicht einmal eine Woche, nachdem der Alt-Grüne beim Bundeskong­ress in Linz von der eigenen Partei nicht auf seinen favorisier­ten Platz 4 gewählt wurde, herrscht Rosenkrieg.

So behauptete Pilz etwa gegenüber dem Standard, es gebe seit seiner Demontage „massenhaft Parteiaust­ritte“ – woraufhin seine Partei vor Zorn beinahe hyperventi­liert: „Das ist lachhaft, lächerlich.“Man habe „umgehend einen Rundruf gestartet“, es seien bisher „nur neun oder zehn“der 7000 Mitglieder ausgetrete­n, sagt Parteimana­ger Robert Luschnik, und setzt nach: „Pilz versucht es so darzustell­en, als wäre da eine große Bewegung innerhalb der Grünen. Das ist nicht so. Er ist ein Einzelkämp­fer.“

Kritiker im eigenen Haus

Die Nervosität ist verständli­ch. Mit Pilz, der sich als Aufdecker einen Namen gemacht hat, verlieren die Grünen nicht nur ihre schärfste Außenwaffe, er ist nun am Weg, auch zu ihrer schärfsten Konkurrenz zu werden. In den vergangene­n Tagen warf Pilz den Grünen etwa vor, sie hätten sich einzementi­ert und sprach ihnen die Fähigkeit ab, Schwarz-Blau zu verhindern.

„Das ist nur eine Analyse“, sagt Pilz. Er versteht die Aufregung, die er durch seine geplante Kandidatur erzeugt hat, nicht. Vielmehr: „Es tut mir weh, was da hineininte­rpretiert wird.“Im KURIERGesp­räch beteuert er gar: „Ich will doch der Partei, die ich selbst mitgegründ­et habe, nicht schaden.“

Auch die Ankündigun­g Steinhause­rs, Pilz müsse den grünen Klub verlassen, wenn er mit einer eigenen Liste an- tritt, verstehe er nicht als „Rausschmis­s“: „Es ist eine Frage des Anstands, dass ich dann aus der Partei austrete, mein Büro räume und mich im Parlament als wilder Abgeordnet­er auf einen anderen Platz setze.“Das sei so vereinbart.

Klubchef Steinhause­r gibt sich nach außen hin entspannt und betont einmal mehr, dass er mit Pilz weiterarbe­iten will: „Er hat mir zugesagt, sich ab jetzt mit öffentlich­en Kommentier­ungen zurückzuha­lten und sich auf den U-Ausschuss zu konzentrie­ren.“

Ob das so lange gut geht? Steinhause­r: „Wir gehen sicher nicht miteinande­r auf die Blutwiese .“

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Grün-Mitbegründ­er Pilz dürfte bald wilder Abgeordnet­er werden

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