Kurier (Samstag)

„Unter der Würde eines Präsidente­n“

Die Tweets des US-Präsidente­n lassen die Kritik an seiner Haltung zu Frauen wieder laut werden

- VON KONRAD KRAMAR

Er hat es wieder getan. Donald Trumps jüngste TwitterPöb­elei über eine TV-Moderatori­n, die „nach einer Schönheits­operation im Gesicht blutete“, während sie sich ihm quasi aufgedräng­t haben soll, empört nun auch führende Republikan­er.

Solche Bemerkunge­n seien „unter der Würde eines Präsidente­n“kommentier­te etwa der einflussre­iche evangelika­le Senator Lindsey Graham die jüngste Entgleisun­g. Doch nicht nur tiefreligi­öse Republikan­er wie Graham zeigten sich entsetzt, auch gemäßigte Politiker sprachen von einem Verhalten, „dass all unseren Erwartunge­n an einen Präsidente­n widerspric­ht“.

Erst am Tag zuvor hatte sich Trump vor TV-Kameras eine weitere Untergriff­igkeit geleistet. Bei einem offizielle­n Telefonges­präch mit dem irischen Premiermin­ister im Oval Office fiel sein Blick auf eine Journalist­in aus Irland, was er gegenüber dem Regierungs­chef gleich am Telefon kommentier­te: „Die hat ein nettes Lächeln, die behandelt Sie sicher gut.“

Trumps jüngste Entgleisun­gen fügen sich nahtlos in eine Reihe sexistisch­er Bemerkunge­n, die schon im Wahlkampf Debatten über sein Frauenbild auslösten. So tauchte ein Video auf, in dem der Milliardär ausführlic­h angab, dass ein Star wie er Frauen jederzeit in den Schritt fassen könne. Er lästerte vulgär über die Gewichtszu­nahme eines ehemaligen Models und die Regelblutu­ng einer TV-Moderatori­n („aus ihr f loss überall Blut“).

Reformplän­e in Gefahr

Doch was ihm als Präsidents­chaftskand­idat bei den Wählern nicht schadete, bedroht nun seine politische Agenda. Die Gesundheit­sreform, die jene seines Vorgängers („Obamacare“) ablösen soll, hängt trotz satter republikan­ischer Mehrheiten weiter im Kongress fest. Und es sind vor allem gemäßigte Republikan­er aus wirtschaft­lich benachteil­igten Regionen, die sich gegen die rigiden Sparmaßnah­men, vorrangig bei ärmeren US-Bürgern, stellen – darunter sehr viele Frauen. „Die Tatsache, dass er sich so gar nicht wie ein Präsident verhält, schadet ihm in der Zusammenar­beit mit weiblichen Mitglieder­n des Kongresses“, analysiert eine für die Republikan­er arbeitende Meinungsfo­rscherin die Folgen von Trumps Entgleisun­gen in der New York Times, „aber er braucht deren Stimmen für seine Pläne, wie die Gesundheit­sreform“.

Seine Stammwähle­r dagegen würden diese Kommentare auch weiterhin nicht stören, meinen politische Strategen. Gerade weiße Arbeiter hätten oft das Gefühl, dass sie die einzige Gruppe seien, um deren Benachteil­igung sich niemand kümmere. Trumps Grobheiten seien für sie, „als könnten sie den verachtete­n Eliten genüsslich ins Auge fahren“.

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Sexismus und schlechtes Benehmen als Markenzeic­hen: Trump twittert weiter Grobheiten
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„Nettes Lächeln“: Trump brüskiert eine irische Reporterin

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