Aufsichtsräte sind in Österreich unterbezahlt
Semperit.
Und wieder ein Einhorn. So werden ganz junge Unternehmen genannt, die mehr als eine Milliarde Euro wert sind. Zu diesen Fabelwesen gesellte sich am Freitag Delivery Hero, der weltweit führende Online-Marktplatz für Essensbestellungen und -lieferungen. Seit Freitag notiert das Unternehmen aus der Rocket-Internet-Gruppe der Samwer-Brüder, zu der etwa auch Zalando gehört, an der Frankfurter Börse.
Die Premiere ging problemlos über die Bühne. 26,90 Euro lautete der erste Kurs, der auf der Kurstafel aufleuchtete. Das waren um gut fünf Prozent mehr als jene 25,50 Euro, die als Emissionspreis festgelegt wurden. Damit ist das sechs Jahre alte Unternehmen, zu dem Foodora, Lieferheld oder Pizza.de gehören, an der Börse 4,6 Milliarden Euro wert. Damit ist der Liefer-Held schlagartig so viel wert wie etwa die Telekom Austria. Und das, ob- wohl das Unternehmen noch tief in den roten Zahlen gefangen ist. „Wir sehen, wie wir in immer mehr Märkten profitabel werden“, sagte Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg zu Reuters. Er geht davon aus, dass das Unternehmen 2018 die Gewinnzone erreichen wird.
Hohe Nachfrage
Auch ohne schwarze Zahlen – die Anleger hatten Appetit auf den Börsenneuling. Bei der Emission war die Nachfrage um ein Vielfaches größer als das Angebot. Und am ersten Handelstag ging es bis auf 27,70 Euro nach oben.
Die Start-up-Schmiede Rocket Internet kassiert mit dem Börsengang bis zu 264 Millionen Euro. Die 483 Millionen, die Delivery Hero selbst mit der Emission einnimmt, fließen vor allem in die Tilgung von Schulden.
Zwei Tage vor dem Börsengang hatte die zuständige Gewerkschaft in Berlin einmal mehr gegen die Arbeitsbedingungen der Essensauslieferer wie Foodora demonstriert. Die Lieferdienste sollten doch zumindest die Kosten für die Arbeitsgeräte (Fahrrad, Handy) übernehmen, lautet die Forderung. 21,351 Der heimische Gummi- und Kautschukkonzern Semperit betreibt weiter Flurbereinigung. Nach dem Ausstieg aus dem Joint Venture mit dem thailändischen Partner Sri Tang – das Gummihandschuhe erzeugt – Anfang 2017 nimmt Semperit jetzt das Werk im französischen Argenteuil unter die Lupe. Die Fabrik, die Spezialgurte für Förderbänder herstellt, könnte geschlossen werden. Dabei geht es um64 Mitarbeiter und Stilllegungskosten in Höhe von 10 Millionen Euro. Derzeit werden gemeinsam mit der Belegschaft noch Alternativen zur Schließung geprüft, für die Schließung selbst ist eine behördliche Genehmigung notwendig. Die anderen Semperit-Aktivitäten in Frankreich sind davon nicht betroffen.
Die Semperit-Konzernmutter, die B&C Industrieholding, will dagegen weiter expandieren. Ihr gehören neben Semperit mehrheitlich der Faserkonzern Lenzing und der Aluminiumkonzern Amag. Vor allem seit dem Verkauf von Anteilen an der Amag verfügt die Holding über eine hohe Liquidität.
Mit dieser Kriegskasse könnte in eine weitere große Industriebeteiligung in Österreich investiert werden, sagt Holding-Geschäftsführer Patrick Prügger. Details oder ob es bereits Interesse an bestimmten Unternehmen gebe, will Prügger vorerst nicht sagen.
Zuwenig Gage
Die B&C-Holding präsentierte Freitag auch den vom WUInstitut für Strategisches Management erhobenen Aufsichtsratsmonitor. Die Mehrheit (55 Prozent) der 100 befragten Aufsichtsräte beklagt sich darin unter anderem über die Unterbezahlung von Aufsichtsräten in Österreich. Die Aufgaben sind, erklärt der Studienautor, Institutschef Werner Hoffmann, in den vergangnen zehn Jahren deutlich stärker gestiegen als die Vergütung dafür.
Nicht eben angetan sind die Firmen-Kontrollore von der gesetzlich vorgeschriebenen Frauenquote von 30 Prozent in börsennotierten Unternehmen und bei Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Die Mehrheit wünscht sich zwar mehr weibliche Kollegen, die Aufstockung sollte aber mit Hilfe karrierefördernder Maßnahmen erfolgen, die den Zugang von Frauen in die Chefetagen verbessern. Eine verordnete Frauenquote schade dabei eher.