Theater aus Fleisch und Blut und ein paar „Feuerchen“
Theater Bühne
Im Nachhinein haben wir es natürlich alle immer schon gewusst (der Autor dieser Zeilen schrieb am 20. April: „Jetzt kommt Martin Kušej“). Selten war rückwirkendes Rechthaben so leicht: Kušej als neuer Burgtheaterdirektor ist etwa so überraschend, als würde Andreas Herzog irgendwann Nachfolger von Marcel Koller als Teamchef. Kušej und das Burgtheater, das ist, wie wenn zwei im Freundeskreis, die einander seit Jahren hungrig umschleichen, dann doch zusammenkommen. „Endlich“, wie es Minister Thomas Drozda ausdrückte.
Kušej ist aus mehreren Gründen eine großartige Wahl: Er ist ein packender Regisseur, der seinem Ruf als „Berserker“längst weit entwachsen ist, der aber nach wie vor sich selbst und andere „erregen“will, wie er betont. Er erwies sich in München als fähiger Intendant. Er hat richtig erkannt, dass die Modeströmungen des „Postdramatischen“und der „Dramatisierungen“Sackgassen sind. Er interessiert sich für die Schauspieler und für die Geschichten. Damit erkennt er das Alleinstellungsmerkmal des Theaters: Echte Menschen treten vor echtes Publikum, holen ganze Welten aus der Luft, behaupten, sie seien Könige und Liebende und dieser Tisch da, das ist England, und weil sie das so gut können, glauben wir ihnen das drei Stunden lang, und dann zerfallen diese Geschichten wieder zu Luft. Wer das nicht aufregender findet als Katzenbilder und Zank im 140-Zeichen-Format, der hat eben Pech gehabt.
Dass Kušej ankündigt, sich und sein Haus klar gegen Rechtspopulismus zu positionieren, verspricht interessante Zeiten vor und nach den Wahlen. „Ein paar Feuerchen wird er schon anzünden“, kommentierte Elfriede Jelinek vorfreudig.
Der richtige Mann am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Bleiben wir kurz bei Karin Bergmann, die immerhin noch zwei volle Saisonen das Burgtheater leitet: Sie war genau die Richtige an der Spitze des Hauses, in dieser Phase der Sanierung, der Konsolidierung. Eine uneitle Teamplayerin, künstlerisch durchaus erfolgreich, nach einer Periode der Egozentrik.
Genauso richtig ist es aber, dass Martin Kušej ab 2019 folgt (wenn auch eigentlich zehn Jahre zu spät). Man erzählt sich, dass er schon bei der Übernahme des Residenztheaters Rat von Bergmann in organisatorischen Fragen einholte. Ob’s stimmt oder nicht: Ein guter Übergang ist garantiert.
Kušej bezog sich gleich in seiner Antrittspressekonferenz auf seinen Vorvorvorvorgänger Claus Peymann. Unter diesem (teils noch