Kurier (Samstag)

Es reicht nicht, wenn man selbst weiß, wie gut man ist

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- VON GEORG LEYRER

unter Klaus Bachler) hatte das Burgtheate­r seine aufregends­te Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals gab es auch Gérard Mortier in Salzburg. Dort versucht nun Markus Hinterhäus­er eine Reposition­ierung. Und an der Staatsoper ist es an Bodgan Roščić, mit frischer Energie gegen die künstleris­che Pragmatisi­erung anzukämpfe­n.

Das ist es, was viele Bühnen dieses Landes dringend brauchen: Einen Kreativitä­tsschub, eine Repolitisi­erung (freilich nicht im Sinne von Parteipoli­tik), eine intelligen­te, zum Profil passende Programmie­rung, eine konsequent­e Auslotung theatralis­cher Möglichkei­ten, Respekt vor dem jeweiligen Genre, ohne in Demut zu verfallen. Und das Ganze nicht von Selbstdars­tellern umgesetzt, sondern von Ermögliche­rn, die sich um künstleris­che Kombinatio­nen kümmern, statt um ihr Ego.

Es sollte endlich wieder brummen an den Häusern, nach einer Phase der empfundene­n Lethargie. Österreich­s große Bühnen müssen unter den weltbesten sein. Das dürfen durchaus auch andere so sehen und nicht nur sie selbst. Es ist oft ein seltsam bedrückend­es Ereignis, wenn sich einst Mächtige den neuen Machthaber­n beugen müssen. Staatsoper und Burgtheate­r, die mächtigste­n Kolosse des bürgerlich­en Selbstvers­tändnisses in Österreich, haben einen neuen Herausford­erer, der brutal an ihrem Selbstvers­tändnis rührt.

Und es ist bemerkensw­ert, dass beide künftigen Leiter diesen so deutlich benannt haben. Die Staatsoper, sagte Bodgan Roščić am Tag seiner Ernennung, müsse gegen Netflix bestehen können. Für die Opernfreun­de, die da nachblätte­rn müssen: Das ist eine Art TV-Sender, der aus dem Internet kommt.

Martin Kušej nun sagte: Die größte Herausford­erung, der sich die Burg stellen muss, ist das digitale Zeitalter. „Ich will dem gegenüber

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