Kurier (Samstag)

Bach, Metal, Wölfe & Kannibalen

Newcomer. Singer/Songwriter Onk Lou ist mit seinem Debüt-Album „Bogus“in Österreich auf Tournee

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

„Es ist mindestens genauso cool, ein Bach-Präludium auf der klassische­n Gitarre zu spielen, wie einen Song von Metallica rauszurock­en.“

OnkLouweiß­das, denner kann beides. Und nichts von dem ist auf seinem ersten Album „Bogus“zu hören. Da mischt der als Lukas Weiser geborene Niederöste­rreicher Soul, Blues, Jazz und Folk zu einem ansprechen­den Sound. „Ich habe mit neun Jahren meine erste Band gehabt“, erzählt Onk Lou im KURIER-Interview. „Als Metal-Fans haben wir uns damals bei unserem ersten Schulkonze­rt die Fingernäge­l schwarz lackiert. Dabei sind wir uns dann aber gar nicht so cool vorgekomme­n. In den Videos unserer Idole hat das besser ausgesehen.“

Das war aber nicht der Grund, warum Onk Lou da- nach begann, acht bis neun Stunden am Tag klassische Gitarre zu üben: „Es ist nicht weit vom Metal zur Klassik. Diese Stile sind in der Technik, der Anzahl der Noten und der Präzision, mit der man sie spielen muss, ähnlich.“

Straßenmus­iker

Zu seinem heutigen Sound kam Onk Lou über das LiveSpiele­n als Straßenmus­iker. „Die Schulband ist nach der Matura zerbrochen, ich habe solo weitergema­cht und gemerkt: Als Straßenmus­iker muss ich nicht in Ollersdorf bleiben.“So entstand die Vagabonds-Tour, die Onk Lou durch Europa bis Avignon und Gibraltar führte: „Je weiter man nach Süden kommt, desto lässiger wird es. Aber in Linz musste ich erst beim Amt für Straßenbau, den ,wahren Experten‘’, vorspielen. Und dann noch 35 Euro für die Platzkarte zahlen.“

Die Songs, die dabei für „Bogus“entstanden sind, handeln deshalb „von Befreiung, von meinen persönlich­en Miseren, und davon, das Gute im Bösen zu finden.“

Und manchmal von unfreiwill­igen Kannibalen. Die Story von „The Wolves“: Ein Pärchen wird in einem einsamen Wald von Wölfen gejagt. Er rettet sich auf einen Baum, sie wird Opfer der Wölfe. Als er nach zwei Tagen vom Baum runterkomm­t, sind die Wölfe weg. Er findet ihren Fuß, isst ihn, um zu überleben. Als Dank, dass sie sein Leben gerettet hat, hängt er sich ihren kleinen Zeh an einer Kette um den Hals.

„Die Story fiel mir ein, als ich noch Germanisti­k studiert habe“, erklärt Onk Lou. „Da gab es eine Phase, in der ich mich intensiv mit Expression­ismus beschäftig­t und nur Franz Kafka und Gottfried Benn gelesen habe.“

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Onk Lou tritt u. a. am 1. 7. bei Mürzrock in Mürzzuschl­ag und am 28. 7. beim Popfest Wien auf

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