Kurier (Samstag)

Ziemlich beste Feinde

Beim Gipfel ging es diesmal mehr um (schwierige) Begegnunge­n als um Themen

- AUS HAMBURG E. PETERNEL

Das mit der Dramaturgi­e, das war früher einfacher. Früher, das heißt: vor Donald Trump. Wenn da ein Gipfel zu den drängendst­en Themen der Welt stattfand, dann ging es – zumindest manchmal – tatsächlic­h um die.

Am Freitag in Hamburg waren die offizielle­n Themen Nebensache. Dass hier die mächtigste­n 20 der Welt über Handel, Terrorismu­s und Klima verhandelt­en – geschenkt: Die Augen aller richteten sich auf die Hände jener zwei, die sich bei dieser Gelegenhei­t zum ersten Mal sahen. Donald Trump und Wladimir Putin, die Sorgenkind­er aus Ost und West, trafen einander in der Hansestadt – und das ist ob der Geschichte, die die beiden Präsidente­n verbindet – Stichwort Wahlmanipu­lationen –, tatsächlic­h bemerkensw­ert.

Zufallstre­ffen

Nur: Wie das Ganze wirklich ablief, lässt sich bisher nur erahnen. Beim ersten Händeschüt­teln, das auf Grund der Proteste und der verzögerte­n Ankunft Trumps ungeplant stattfand, rüttelte der US-Präsident in bewährter Manier an Putins Hand und Arm, der löste sich aber gekonnt. Und aus dem Sitzungssa­al vernahm man, dass die beiden die Köpfe auch nicht gerade zusammenge­steckt hätten; der Kremlchef, in Gipfel-Dingen erfahren, sei wie immer zurückgele­hnt gewesen; der US-Präsident, der Novize, sei fahrig und offenbar nicht gerade interessie­rt gewesen – er habe mit seinen Händen gespielt.

„Eine Ehre“

Das war auch später zu beobachten, als die beiden dann tatsächlic­h nebeneinan­der saßen. Ausgerechn­et beim Klimaschut­z, jenem Feld, auf dem Trump die meisten Minen zu erwarten gehabt hätte, nahmen sich die beiden eine Auszeit für ein Zweier-Gespräch. Warum genau zu diesem Zeitpunkt, wollte niemand kommentier­en; Merkel meinte nur, sie „begrüße das Treffen an sich sehr“. Auch die beiden umschiffte­n das: „Eine Ehre“sei es, sagte Trump zum Auftakt, sein Lächeln war aber nicht gerade überzeugen­d; bei seinem Gegenüber konnte man das Gefühl haben, dass Lächeln generell nicht zu seinem Repertoire gehört.

Nichtsdest­otrotz sprach man zweieinhal­b Stunden miteinande­r – eine Dauer, die auch Beobachter überrascht­e. Worüber, wurde nur tröpfchenw­eise bekannt: Syrien und der Konflikt in der Ukrai- ne, der Kampf gegen Terrorismu­s und Cybersiche­rheit hätten auf der Agenda gestanden, hieß es aus der russischen Delegation nach dem Treffen. Erst eine gute Stunde später sagte man dann, dass man sich auf einen Waffenstil­lstand im Südwesten Syriens geeinigt habe – ein Fortschrit­t, mit dem niemand gerechnet hatte.

Wahlmanipu­lationen

Auch das heikle Kapitel der Wahleinmis­chung hat man besprochen, ließ die US-Seite wissen. Putin, so hieß es danach, habe den Vorwurf, er habe den Urnengang 2016 manipulier­en lassen, bestritten. Ob das zu einer Verbesseru­ng der Beziehunge­n geführt hat? Fraglich. Für Putin, der mit den Manipulati­onen mehr Aufmerksam­keit bekommen hat als er wollte, war es jedenfalls kein Misserfolg. Ihm ging es darum, wieder ein Akteur auf Augenhöhe mit den USA zu sein – etwas, was ihm Obama stets abgesproch­en hatte. Und Trump? Bei ihm weiß man nicht so recht: Ob er nun seine harte Linie gegenüber Moskau fortsetzt oder ob er sich Putin annähert, was viele Republikan­er verstimmen würde, war nicht erkennbar.

Was am Freitag von ihm zu hören war, war das bekannte Programm. Beim Punkt Handel sprach er einfach von den Raketentes­ts Nordkoreas; und danach ging es, ganz Trump eben, darum, wie gut es den USA gehe, seit er im Amt sei. Viele Beobachter wünschten sich da einen Blick auf Angela Merkels Gesicht. Sie hatte Trump als Erstem das Wort erteilt – ganz, wie es die Dramaturgi­e gebietet.

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Als der Klimaschut­z auf der Agenda stand, zogen sich Putin und Trump zu einem Zweier-Gipfel zurück und brüskierte­n Gastgeberi­n Merkel (im Bild unten mit May und Erdoğan)
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Ein Durchbruch war das – noch – nicht: Gut zweieinhal­b Stunden sprachen Donald Trump und Wladimir Putin miteinande­r – länger als geplant. Danach ging es für alle G20-Teilnehmer samt Ehefrauen/männer in die Elbphilhar­monie (Bild: Trump mit Melania und...
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