Kurier (Samstag)

Bundesheer will Jets, die kämpfen können

Luftraum. Eurofighte­r werden ausgemuste­rt

- VON JOHANNES WEICHHART

Die Entscheidu­ng ist gefallen: Das Bundesheer will ab dem Jahr 2020 nicht mehr mit den Eurofighte­rn f liegen. SPÖ-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil sind die Betriebsko­sten von 80 Millionen Euro pro Jahr viel zu hoch, zudem sei die Ausrüstung mangelhaft. Künftig soll der Luftraum von Jets bewacht werden, die mit Lenkwaffen ausgerüste­t sind. Mit dem Umstieg auf ein Ein-Flotten-System erhofft sich Doskozil zudem Einsparung­en in der Höhe von bis zu 2,3 Milliarden Euro. Völlig offen ist hingegen noch, was mit den ausgemuste­rten Maschinen künftig passieren soll. Verkaufen, verschrott­en, ausschlach­ten? Das Bundesheer hat in dieser Hinsicht noch keine Lösung gefunden.

„Der Eurofighte­r ist Geschichte.“Mit diesem Satz markierte SPÖ-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil am Freitag das Ende einer umstritten­en Ära der österreich­ischen Luftraumüb­erwachung. Er machte damit bekannt, was KURIER-Leser bereits seit Mittwoch wussten: die derzeit im Einsatz befindlich­en überschall­fähigen 15 Flugzeuge des Typs „Typhoon“werden ab dem Jahr 2020 ausgemuste­rt und durch neue Maschinen ersetzt. Grund: Die Eurofighte­r seien zu teuer und zu schlecht ausgerüste­t.

Die langsamere Saab 105, von denen es 18 Stück gibt, wird ebenfalls verschwind­en. Doskozil erhofft sich durch den Umstieg auf ein Ein-Flotten-System, das ihm von einer Expertenko­mmission empfohlen wird, bis 2049 Einsparung­en in der Höhe von bis zu 2,3 Milliarden Euro.

Welchen Nachfolger das Bundesheer kaufen bzw. leasen wird, steht noch nicht fest. Zu hören ist, dass die Militärs den schwedisch­en Gripen (in der Version E/F) bevorzugen würden. Aber auch die US-amerikanis­che F-16 steht zur Diskussion.

Luftwaffen­chef Brigadier Karl Gruber betonte, dass man statt einer klassische­n, länger dauernden Ausschreib­ung ein Regierungs­geschäft („Government to Government“) anstrebe.

Dass es sich bei der Verkündung der Stilllegun­g der umstritten­en Eurofighte­r umeine Wahlkampfa­ktion handle, wies Doskozil zurück: „Das kann und darf kein Wahlkampft­hema sein“, sagte er. Es habe schon Gespräche mit dem – ÖVP-geführten – Finanzmini­sterium und dem Kanzler gegeben, die Koalition gehe hier „einen Weg“.

Bewaffnung

Der Typenwechs­el bringt aber auch ein Umdenken der Armee bei der Bewachung des Luftraums mit sich. „Wir wollen im Anlassfall angemessen reagieren können“, betonte Gruber. Das heißt, dass die neuen Jets nicht nur über ein zeitgemäße­s Selbschutz­system, sondern auch über Allwetterl­enkwaffen verfügen sollen. Damit werden die Piloten künftig in der Lage sein, im Falle eines Angriffs oder einer Terrorbedr­ohung auch Luftkämpfe durchzufüh­ren.

Die Flieger, die bislang über Österreich wachten, flogen nach Verhandlun­gen von Ex-Minister Norbert Darabos in einer abgespeckt­en Version.

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Der Betriebssc­hluss naht: Die derzeit 15 Eurofighte­r Typhoon der Tranche 1 sollen ab 2020 schrittwei­se ersetzt werden
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Luftwaffen­chef Gruber und Minister Doskozil suchen neuen Kampfjet

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