Justin Trudeau, Popstar der Politik
Bunter Vogel.
Während es in Hamburgs Straßen krachte und Demonstranten gegen Trump, Putin und Co. protestierten, wurde einer wie ein Popstar empfangen: Kanadas Premierminister Justin Trudeau. In Jeans, T-Shirt und bunten Socken sprang er auf die Bühne des „Global Citizen Festival“in der Hamburger Barclaycard-Arena, wo ihn das Publikum mindestens so euphorisch empfing wie die eigentlichen Stars – Shakira und Coldplay, die für den Kampf gegen Armut auftraten.
Auch Trudeau, der sich als Feminist bezeichnet und in seiner Rede betonte, wie wichtig es sei, Frauen und Mädchen zu stärken, will in Hamburg ein Zeichen setzen – als „Anti-Trump“.
Diese Rolle beherrscht der frühere Lehrer, Barkeeper und Schauspieler zumindest in sozialen Medien perfekt. Während der unberechenbare USPräsident gerne andere beflegelt, verteilt sein kanadischer Konterpart virtuelle Glückwünsche an Minderheiten, zeigt sich auf Instagram beim Beten in der Moschee oder beim Tanzen auf der kanadischen Regenbogenparade. Seine Selfies mit Familie, Schülern oder Hochzeitsgesellschaften, die er „zufällig“crashte, bringt die Internetgemeinde regelmäßig zum Hyperventilieren. Fast schon legendär, sein Faible für bunte Socken, die er gerne präsentiert – wie beim Pop-Festival in Hamburg.
Mit seiner Art steht Trudeau für eine neue Sorte von Politikern. Er setzt seinen Stil geschickt ein, sagt die deutsche Politberaterin und StilExpertin Antje Brügmann. „Er fällt damit auf, tut aber niemandem weh. Die Menschen schätzen es, wenn Politiker nicht so dressiert daherkommen. Trudeau belebt das Geschäft.“
Nur einer könnte ihm jetzt noch die Show stehlen: Sein dreijähriger Sohn Hadrien. Er entzückte die Menschen bereits bei der Ankunft der Trudeaus, als er von seinen Eltern lachend die Flugzeugtreppe heruntergetragen wurde. Nur bei der gestrigen Hafenrundfahrt, dem Partnerprogramm der G20, schaute er etwas beleidigt.