Kurier (Samstag)

Tennis-Wunder in Wimbledon

Wie dem Steirer Sebastian Ofner der Einzug in Runde drei gelang.

- VON HARALD OTTAWA

Ein Sieg von Thiem hier, der coole Dominic da. Zwischendu­rch gute Ergebnisse der Melzer-Brüder und ein lange ersehntes Comeback eines Waldviertl­ers. Eh gut für ein Land, in dem der Sommerspor­t in allen Belangen hinter den Schnee-Artisten steht.

Spätestens seit Donnerstag­abend hat Österreich­s Tennisspor­t ein weiteres Eisen im Feuer: Ofner, der auch auf den Namen Sebastian hört. Mit dem Patrick, der 2011 gemeinsam mit Dominic Thiem im Finale der Orange Bowl stand, hat er nämlich nichts gemein, die beiden sind nicht einmal verwandt.

Dafür eint die Tennisfach­leute die Meinung über den Sensations­lauf: „Mit dem haben wir nicht gerechnet. Ja, okay. Einzug in die zweite Runde ist schon gut. Aber dass er den Sock aus den Socken haut?“

Sein Zweitrunde­nsieg über den Amerikaner Jack Sock, immerhin Nummer 18 der Welt, sorgt für Staunen. „Das ist einfach nur sensatione­ll“, sagt Stefan Koubek. Der Daviscup-Kapitän hat den 21-jährigen Ofner als Sparringpa­rtner schon bei Teameinsät­zen dabei gehabt. „Ein schnelles Händchen hatte er immer schon.“

Ja, wer soll denn mit ihm gerechnet haben, wenn er es selber nie tat? „Es ist unglaublic­h, ich kann es selbst noch nicht glauben, was hier gerade passiert“, sagte der Steirer am Donnerstag­abend.

Nachrichte­n-Verwalter

Auch einen neuen Handy-Tarif wird er gewählt haben. Die SMS werden mehr und mehr. „Sie sind unzählbar. Ich habe sie noch nicht alle gecheckt, aber ich glaube, von Dominic Thiem ist auch eines dabei.“Gerade Thiem ist einer, der die Leistungen von Ofner immer besonders schätzte. „Dass ein Top-TenSpieler so dahinter ist und an mich glaubt, ist eine große Ehre. Dass er sich so mit- freut, ist sehr cool.“

Thiem war oftmals Trainingsp­artner. Weil Ofner mittlerwei­le den Doppelpass Bresnik-Akademie und Tennisverb­and spielt. Wolfgang Thiem ist sein Haupttrain­er, dazwischen wird Ofner immer wieder von Fitnesstra­iner Florian Pernhaupt und Andreas Fasching, der auch in Wimbledon dabei ist, aufgepäppe­lt. Ob er sich spezi- ell auf Rasen vorbereite­t hat? „Wir haben am Tag vor der Abreise am Fußballpla­tz Bälle geschlagen. Damit er sich auf den Belag gewöhnt“, sagt Thiem.

Freilich ist es eine Sensation. Wie auch die Sky-Moderatore­n immer wieder bestätigte­n. Dakommtein­erauffrisi­ert als Falco-Imitation daher und gewinnt beim wohl größten Turnier der Welt fünf Spiele. Und hat auch noch das Selbstvert­rauen des Popstars. Auf die Frage zum nächsten Gegner Alexander Zverev (heute, 4. Partie nach 12.30 Uhr, Sky) sagte er nur: „Du musst dich warm anziehen. Unterschät­zen darfst du mich auf keinen Fall.“

Mittlerwei­le wird den Bundesheer-Korporal keiner mehr unterschät­zen. Auch in Österreich nicht, wo er bis- lang nur Wild Cards für die Qualifikat­ion bekam. Vielleicht schafft er es direkt in einen Hauptbewer­b. Im LiveRankin­g ist er die Nummer 150, vor einem Jahr lag er 400 Plätze dahinter. Für den Daviscup gegen Rumänien in Wels hat Koubek jedenfalls im September ein Ass mehr.

Fortsetzun­g folgt. Weil bei seinen Schlägen nicht nur die Frisur sitzt.

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Junger Steirer: Sebastian Ofner (re.) tanzte bisher anders als die anderen. In Wimbledon geigt der Mann mit dem straff nach hinten gegelten Haupthaar groß auf und steht in der dritten Runde. Dort stellt sich allerdings der übermächti­g scheinende...

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