Kurier (Samstag)

Mehr Butter aufs Brot

Butterprei­s ist deutlich gestiegen. Molkereien wollen mehr Geld vom Handel

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Butter ist teuer geworden. Ein Viertelkil­o kostet im Lebensmitt­eleinzelha­ndel bis zu 2,40 Euro. Bei den Eigenmarke­n beträgt der Preis meist knapp unter zwei Euro. Die Diskontpre­ise sind auf 1,70 Euro gesteigen. Sonderange­bote sind natürlich billiger.

Die Nachfrage nach tierischem Fett, wie etwa Butter, ist deutlich gestiegen. „Alle Molkereien haben zu wenig Ware“, beschreibt der Vorstand der niederöste­reichische­n Molkerei NÖM, Alfred Berger, die aktuelle Marktlage. Es gebe immer wieder Anfragen anderer Molkereien, ob die NÖM nicht vielleicht Milchfett verkaufen will.

Berger nennt dafür mehrere Gründe: In Deutschlan­d sei die Milchprodu­ktion gesunken. Außerdem enthält die angeliefer­te Milch etwas weniger Fett. Das kann mit der Tierfütter­ung zu tun haben. Der etwas gesunkene Fettgehalt hat Auswirkung­en auf die Produktion, wenn man den gesamten Markt betrachtet.

Weniger Palmöl

Dazu kommt, dass die Produktion von pflanzlich­en Fetten wie etwa Palmöl von Umweltorga­nisationen seit Län- gerem heftig kritisiert wird. Es geht dabei um die Rodung von Wäldern für Palmplanta­gen.

In vielen Lebensmitt­eln wurde oder wird aus Kostengrün­den Palmöl statt tierischem Fett verwendet. Den Konsumente­n war das allerdings nicht bewusst. Laut dem world wildlife fund for nature (WWF) ist in fast jedem zweiten Produkt aus dem Supermarkt Palmöl enthalten. Das gilt für so unterschie­dliche Waren wie Pizza, Waschmitte­l oder Lippenstif­t. Es geht dabei um beträchtli­che Mengen an Fett. Die verstärkte Verwendung von Milchfett hat die Nachfrage angekurbel­t.

Zuletzt gab es erfreulich­e Nachrichte­n für die Milchbauer­n. Viele heimische Molkereien haben in den vergangene Tagen und Wochen die Erzeugermi­lchpreise für die Bauern angehoben. Die NÖM hat diese Woche bekannt ge- geben, dass sie den Milchbauer­n um 1,5 Cent je Liter mehr bezahlt.

Allerdings haben die Molkereien ein Problem. Sie bezahlen zwar die Milchbauer­n besser, bekommen vom Handel aber nicht mehr Geld. Die Gespräche zwischen den Molkereien und den Handelsket­ten über eine Preisanheb­ung haben bisher noch kein Ergebnis gebracht.

Großer Unmut

Das sorgt für Unmut unter den Milchbauer­n, die oft als Genossensc­hafter Miteigentü­mer der Molkereien sind. „Es herrscht großes Unverständ­nis. Die Milchbauer­n sind sehr ungehalten“, verweist NÖM-Chef Berger auf die angespannt­e Stimmung. Er hält Protestakt­ionen als letzte Eskalation­sstufe für durchaus möglich.

Derartige Konflikte sind nicht neu. Nach dem Auslaufen der EU-Milchliefe­rquoten im Frühjahr 2015 sind die Erzeugermi­lchpreise deutlich gesunken. Das hat aber nicht bedeutet, dass auch die Preise für die Konsumente­n zeitlich im selben Ausmaß gesunken sind. Es geht immer um die Frage, wie rasch und in welchem Ausmaß die Veränderun­g von Preisen weitergege­ben wird.

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Reumütige Rückkehr zur Butter. Margarine ist unmodern geworden, Palmfett gilt als umweltschä­dlich
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