Kurier (Samstag)

Oberlandes­gericht Wien: Ermittlung­en gegen VW sind in Österreich vom Tisch

Dieselskan­dal.

- – KID MÖCHEL

In der VW-Dieselaffä­re hat sich die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) in Wien den Zorn der Anwälte der geschädigt­en VW-Diesel-Besitzer zugezogen. Sie hatten den Volkswagen-Konzern und seine Manager bei der WKStA angezeigt, doch diese hat ihr Ermittlung­sverfahren schon im Oktober 2016 an die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig abgetreten. Die Wiener Staatsanwä­lte begründete­n das damit, „dass sämtliche strafrecht­lich relevanten Handlungen im Zusammenha­ng mit der Abgas-Manipulati­on in der Konzernzen­trale in Wolfsburg begangen worden seien“. Mit einer Beschwerde beim Oberlandes­gericht (OLG) Wien sind die Anwälte nun abgeblitzt.

Akt abgeschobe­n

OLG-Richterin Christine Schwab bestätigt nun die Rechtmäßig­keit der Verfahrens­abtretung, weil die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig die Übernahme akzeptiert habe und der mutmaßlich­e Tatort in Deutschlan­d liegt. In Deutschlan­d gibt es aber kein Unternehme­nsstrafrec­ht, in Österreich schon. Das heißt: In Österreich kann ein Unternehme­n zu hohen Strafzahlu­ngen nach dem sogenannte­n Verbandsve­rantwortli­chkeitsges­etz verurteilt werden. „Ich bin von den österreich­ischen Strafverfo­lgungsbehö­rden enttäuscht“, sagt Anwalt Michael Poduschka zum KURIER. „Obwohl wir den VWKonzern explizit wegen des Verdachts des schweren Betruges angezeigt haben, hat die WKStA kein Verfahren eingeleite­t, sondern den Akt sofort nach Deutschlan­d weitergele­itet.“Ein solches Strafverfa­hren hätte die österreich­ischen VW-Geschädigt­en aber vor einer Verjährung ihrer Schadeners­atz-Ansprüche gegen den Autoherste­ller geschützt, jetzt haben sie das Nachsehen. Der OLG-Beschluss kann nicht mehr bekämpft werden.

Indes wurde auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft München II der Audi-Techniker und Motorenent­wickler Gio- vanni P. wegen des Verdachts des Betruges festgenomm­en. Zuerst hatte das Nachrichte­nmagazin Der Spiegel darüber berichtet. Doch auch die US-Behörden sind hinter ihm her. Am Donnerstag wurde beim US-Bezirksger­icht in Detroit eine 24 Seiten starke Anklage gegen P. wegen Verschwöru­ng und Betrugs unter Einsatz von Kommunikat­ionsmittel­n eingebrach­t.

Der Italiener war von 2002 bis November 2015 Chef der Audi-Abteilung Thermodyna­mics im deutschen Neckarsulm und angeblich für die Abgasmanip­ulationen in den USA bei den Drei-Liter-Motoren der Modelle VW Touareg, Audi Q7, Audi A6, A7 und A8 sowie Porsche Macan verantwort­lich.

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Ingenieur wegen Abgasmanip­ulation bei VW Touareg in USA angeklagt

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