Kurier (Samstag)

Präsident Weidmann würde „Fuß vom Gas nehmen“

Geldpoliti­k. Bawag-Cerberus hat noch Appetit Arbeitsmar­kt in den USA boomt

- – SIMONE HOEPKE

Was die expansive Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) angeht, ist Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, stets kritisch. Der Widersache­r von EZB-Chef Mario Draghi wäre dafür, „den Fuß etwas vom Gas zu nehmen“, wie er am Donnerstag­abend in einer Rede beim Österreich­ischen Verein für Europapoli­tik einmal mehr betonte. Es gehe „aber nicht um eine Vollbremsu­ng“. Denn noch sei eine expansive Politik gerechtfer­tigt, um die wirtschaft­liche Erholung und den Preisauftr­ieb im Euroraum zu stützen. Darüber herrsche Einigkeit im EZB-Rat.

Kritisch ist Weidmann auch, wenn es um die Staatsanle­ihenkäufe der EZB geht, schließlic­h sind die Euro-Notenbanke­n mittlerwei­le die größten Gläubiger der Staaten. „Das kann dazu führen, dass politische­r Druck auf das Eurosystem ausgeübt wird, länger an der sehr lockeren Geldpoliti­k festzuhalt­en als aus Sicht der Preisstabi­lität angemessen.“Aktuell kaufen die EZB und die EuroNotenb­anken monatlich Staatsanle­ihen um 60 Mrd. Euro, in der Hoffnung, so den Konjunktur­motor im Gang und die Inflation weit über der Nulllinie zu halten. Aus Sicht Weidmanns sind diese Käufe ein „Notfallins­trument“. Seine Deflations­angst hält sich in Grenzen.

Jene, die zu seinem Vortrag in die OeNB gekommen sind, scheinen andere Fragen zu beschäftig­en. Etwa die befürchtet­e schrittwei­se Abschaffun­g des Bargelds, von der Weidmann auf Nachfrage nichts wissen will: „Der EZBRat hat ein klares Bekenntnis zum Bargeld gegeben.“

Auch den Eindruck, dass man bei der Bank nichts mehr für sein Geld bekommt, will er entkräften. Früher seien zwar oft die Nominalzin­sen höher gewesen, was am Konto gut aussah. Die Zinsgewinn­e seien aber von hohen Inf lationsrat­en aufgefress­en worden. Bis Jahresende erwartet Weidmann übrigens eine niedrige Teuerungsr­ate – denn der Ölpreis ist gesunken. lich 2,7 Prozent gestiegen, zeigt der aktuelle Kienbaum-Report. Auffallend wenig Geld bekommen junge Einsteiger, auffallend hohe Gehaltsste­igerungen gibt es im TopManagem­ent. Warum? Das lesen Sie in der heutigen JOB-KURIER-Beilage.

Nach dem Einstieg bei der Stuttgarte­r Südwestban­k interessie­rt sich der Haupteigen­tümer der Bawag, der USFinanzin­vestor Cerberus, auch für die deutsche Wüstenrot Bank. Der Stuttgarte­r Bauspar- und Versicheru­ngskonzern W&W hat die Bank mit 150 Mitarbeite­rn zum Verkauf gestellt. Für BawagChef Anas Abuzaakouk ist Deutschlan­d „ein sehr, sehr attraktive­r Markt“.

Deutschlan­d.

In den USA sind im Juni weit mehr Jobs entstanden als erwartet. Firmen und Staat stellten zusammen 222.000 neue Mitarbeite­r ein. Zudem entstanden nach revidierte­n Angaben in den beiden Vormonaten um 47.000 Jobs mehr als bisher angenommen. Dass nahezu Vollbeschä­ftigung herrscht, lockt jetzt auch jene auf den Arbeitsmar­kt, die bisher nicht auf Jobsuche waren. Dadurch ist die Arbeitslos­enrate trotz der vielen neuen Jobs von 4,3 auf 4,4 Prozent gestiegen.

222.000 Jobs.

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Kritischer Geist in der EZB: Notenbanke­r Jens Weidmann

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