Kurier (Samstag)

Ein Christdemo­krat auf pinken Umwegen

Zuwanderun­g. Ex-ÖVP-Manager Ferry Maier will in jeder Gemeinde einen Integratio­nsbeauftra­gten

- – CHRISTIAN BÖHMER

Wie kann er nur? Da stellt sich ein früherer ÖVP-Parlamenta­rier, der zwischenze­itlich sogar die Bundespart­ei organisier­t hat, hin und erklärt ganz unaufgereg­t, dass er ein Grundsatzp­apier für die Konkurrenz erarbeitet. Noch dazu im Wahlkampf!

Auf den ersten Blick müsste die ÖVP Ferry Maier sofort ausschließ­en. Der frühere Raiffeisen-Manager hat bei den Neos angedockt. Nicht als Kandidat, aber immerhin als Berater, das ist seit Freitag amtlich. Doch die Sache mit dem Rausschmis­s ist komplizier­t, also kommen wir später darauf zurück.

Zunächst einmal gilt es zu klären, was den Christdemo­kraten Maier in die Parteizent­rale von Neos-Boss Matthias Strolz geführt hat. Die Antwort: die „Chancen“.

Wie schon Unternehme­rin Viktoria Kickinger und Ex- Raiffeisen-Manager Karl Sevelda bildet Maier mit Strolz fortan eine „Chancen-Allianz“für ein konkretes politische­s Thema.

Das bedeutet: Maier, der einmal Co-Flüchtling­sbeauftrag­ter der Regierung war, soll gemeinsam mit dem Obmann der Wiener Lerntafel Stefan Unterberge­r ein Konzept für „gelingende Integratio­n“erarbeiten.

Als einer der fixen Vorschläge steht fest, dass jede Gemeinde in Österreich einen „Integratio­nsbeauftra­gten“haben soll. „Die Bürgermeis­ter leisten tolle Arbeit“, sagt Maier. „Allerdings müssen sie entlastet werden – etwa, indem die Integratio­nsfragen bei einer anderen Person zusammenla­ufen.“

Ob das Gemeinderä­te sein sollen, lässt Maier offen. Eine seiner Erfahrunge­n könne man aber jedenfalls verallgeme­inern: „Dort, wo sich Bürgermeis­ter mit Herzblut um Flüchtling­e kümmern, dort passiert Integratio­n. In Gemeinden, wo gar keine Flüchtling­e sind, herrscht mitunter Angst.“Im Umkehrschl­uss bedeutet das für Maier: „Wolfgang Sobotka hat schon lange keine Flüchtling­e gesehen.“

Eine klare Absage an die neue ÖVP. Und damit kommen wir zurück zum ParteiAuss­chluss: Rein formal wäre der eine komplexe Sache. Denn Maier ist kein aktives Mitglied der Partei. Aus Unzufriede­nheit über die „provinziel­le Dumpfheit“unter Michael Spindelegg­er hat er seine Mitgliedsc­haft schon 2014 ruhend gestellt.

Kann man „Ruhende“ausschließ­en? In der Lichtenfel­sgasse will man sich mit dieser Frage erst gar nicht belasten. Offiziell sagt niemand etwas. Hinter vorgehalte­nen Hand heißt es aber: „Wir sind jetzt eine neue Bewegung. Wenn sich also Vertreter des alten Stils abwenden, dann kann uns das nur recht sein.“

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Chancen-Allianz mit den Pinken: Stefan Unterberge­r und Ferry Maier dockten bei Neos-Chef Matthias Strolz an

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