Kurier (Samstag)

Das letzte Kapitel im Eurofighte­r-Krimi

Der Ex-Grüne schließt die Skandal-Akte mit einer Anzeige wegen Betrugs bei den Gegengesch­äften ab

- VON IDA METZGER

Voller Akribie hat er 16 Jahre für diese 41 Seiten gearbeitet, die Peter Pilz gestern an die Staatsanwa­ltschaft Wien schickte. Die Anzeige (sie liegt dem KURIER exklusiv vor) wegen Betrugs gegen Eurofighte­r, Airbus, Daimler, Magna, Rosenbauer ist quasi die „Meisterstü­ck“des Aufdeckers und trägt ein allerletzt­es Mal den Brief kopf der Grünen.

Auch der deutsche Spiegel berichtet darüber, was Pilz in Hochstimmu­ng versetzt. Was konkret wirft der Aufdecker Eurofighte­r vor? Es geht um mutmaßlich­en Betrug bei den Gegengesch­äften. „Unsere Anzeige ist das Ergänzungs­stück zur Anzeige des Heeresmini­steriums gegen Airbus wegen betrügeris­cher Täuschungs­handlungen“, so Pilz.

SmokingGun­gefunden?

Die Gegengesch­äfte hatte das Ministeriu­m nicht im Fokus. Darauf stürzte sich Pilz und will nun die Smoking Gun gefunden haben. Um komplett nachvollzi­ehen zu können, worum es bei der Anzeige geht, muss man 14 Jahre zurückspul­en: Österreich hatte im Zuge des Eurofighte­rKaufs mit dem Jet-Hersteller Gegengesch­äfte im Wert von vier Milliarden Euro (ab 2007 nur mehr 3,5 Milliarden) verlangt „Eurofighte­r wusste, dieses Volumen ist nicht erreichbar“, erklärt Pilz. – Der Vorwurf Um aus der Bredouille zu kommen ( bei Nichterfül­lung, hätte eine Pönalezahl­ung von fünf Prozent des Kaufpreise­s gedroht) soll laut Pilz, Eurofighte­r ein pikantes Geschäftsm­odell entworfen haben. „Aus den Unterlagen ergibt sich der Verdacht, dass beträchtli­che Geldmittel im Rahmen einer Brief kastenstru­ktur für den „Kauf“von Gegengesch­äften aufgewende­t wurden“, heißt es in der Anzeige. Das Geld für den Kauf der Gegengesch­äfte soll gleich in den Kaufpreis der Eurofighte­r eingepreis­t, aber nicht als solches ausgewiese­n worden sein.

Es sind jene ominösen 183,4 Millionen Euro, die schon in der Anzeige des Ministeriu­ms angeführt werden. „Aloysius Rauen (Ex-Geschäftsf­ührer Eurofighte­r) bestätigte im Interview Clifford Chance, dass die Offsetkost­en von drei bis sieben Prozent im Liefervert­rag eingepreis­t worden war“, so der Wortlaut. – So lief der vermutete Betrug Um die Spuren zu Eurofighte­r zu verwischen, sollen Brief kastenfirm­en wie etwa Vector oder City Chambers gegründet worden sein, in die Millionenb­eträge eingespeis­t wurden, um die Provisione­n für die gekauften Gegengesch­äfte zu bezahlen. Die Aussage von Peter B., Leiter der internen Revision von EADS, gegenüber dem Kriminalde­zernat München bestätigt dieses Konstrukt. Seine Aussage ist eine Schlüsselp­assage in der Anzeige: „ Zahlungen zur Erreichung von Kompensati­onsge- schäften sind deshalb erforderli­ch, damit auch bereits abgeschlos­sene Geschäfte, die unabhängig von dem Eurofighte­rGeschäft durchgefüh­rt werden, angerechne­t werden.“– Gekaufte Gegengesch­äfte Zahlreiche Beweise legt Pilz vor, dass vor allem Deals zwischen DaimlerChr­ysler und Magna als Gegengesch­äfte „umgetauft“wurden. Mehr noch: DaimlerChr­ysler soll eine Art „Broker“-Rolle übernommen haben, um Gegengesch­äfte für den Bedarfsfal­l zu sammeln. „DaimlerChr­ysler erhielt dafür 3,2 Millionen Euro an Provisione­n. Magna bekam pro Deal 2,5 Prozent – insgesamt 11,7 Millionen Euro.“

Im Eurofighte­r-U-Aus- schuss wurde auch der Fall Rosenbauer als gekauftes Gegengesch­äft genannt. Hier geht es um die Lieferung von 210 Feuerwehra­utos nach Kroatien. Dieser Deal wurde als Gegengesch­äft gelistet, obwohl der Vertrag schon 2001 fixiert gewesen sein soll.

Für alle Beteiligte­n gilt die Unschuldsv­ermutung.

 ??  ?? Die Eurofighte­r-Anzeige ist für Pilz der Abschluss seiner Arbeit mit den Grünen. Er untermauer­t seine Anzeige mit brisanten Dokumenten und Einvernahm­eprotokoll­en aus Deutschlan­d
Die Eurofighte­r-Anzeige ist für Pilz der Abschluss seiner Arbeit mit den Grünen. Er untermauer­t seine Anzeige mit brisanten Dokumenten und Einvernahm­eprotokoll­en aus Deutschlan­d

Newspapers in German

Newspapers from Austria