Mord im Rockermilieu: Vier Hells Angels vor Gericht
Ein Verdächtiger in Wien verhaftet / Quartett soll United-Tribuns-Anwärter erschossen haben / Monsterprozess
Im Rockermilieu steht die Ehre über alles. Als sich im Juni 2016 eine Gruppe der United Tribuns auf der Eisenbahnstraße in Leipzig versammelte, war das auch eine Kampfansage an die alteingesessenen Hells Angels. Die Tribunen gelten in der Szene als Emporkömmlinge, nur wenige von ihnen besitzen überhaupt ein Motorrad. Leipzig war bis dahin das feste Gebiet der „Höllenengel“.
Straßenschlacht
Dass auch die Polizei vor Ort war, störte die harten Jungs nicht. Es kam zu einer Straßenschlacht, Steine flogen und auch Flaschen. Plötzlich fielen Schüsse. Acht an der Zahl. United-Tribuns-Anwärter Veysel A. starb, seine Rocker-Kumpanen Sairen O. und Umut A. wurden lebensgefährlich verletzt.
Ab Montag müssen sich nun vier Hells Angels für die Tat verantworten. Der Vorwurf lautet auf gemeinschaftlichen Mord. Einer der Angeklagten, der Hells-Angels-Boss Marcus M., war vor seiner Festnahme in Österreich untergetaucht. Peinlich: Ausgerechnet ein Rockerbruder aus dem oberösterreichischen Pattigham soll ihn verraten haben. Der 49jährige Frühpensionist hatte Marcus M., der sich im Clublokal in Wien-Margareten versteckt hatte, verpfiffen und wurde in „bad standing“aus dem Club geworfen.
36 Gerichtstermine sind vorerst bis in den Jänner 2018 angesetzt. Bei dem Verfahren gelten nach Angaben des Gerichts verschärfte Si- cherheitsvorkehrungen. Was sich genau am 25. Juni 2016 in Leipzig abgespielt hat, ist immer noch unklar. Die Staatsanwaltschaft will Details bis zum Prozess unter Verschluss halten. Laut bis- herigem Stand soll ein damals 30-jähriger Hells Angel die Schüsse auf mehrere Mitglieder des Rocker-Clans United Tribuns abgegeben haben. Die anderen Angeklagten sollen sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit „Gewalttätigkeiten“beteiligt haben.
Das sächsische Innenministerium warnte nach den Schüssen vor weiteren Racheakten. Es bestehe „ein erhöhtes Vergeltungsrisiko durch die United Tribuns“. Doch die Leipziger Hells Angels lösten sich mittlerweile auf, die Tribuns haben ebenfalls viele interne Probleme, hört man aus der Szene.