Kurier (Samstag)

Metaller wollen deutlich mehr

Nach Reallohnve­rlusten will die Gewerkscha­ft heuer kräftiger zulangen

- VON FRANZ JANDRASITS

„Die Voraussetz­ungen sind so gut. Das Wirtschaft­swachstumi­st auf einem so hohen Niveau wie schon lange nicht. Das ist gut für uns.“Rainer Wimmer, Chef der Metallerge­werkschaft Proge und Lohnrunden-Chefverhan­dler für rund 180.000 Beschäftig­te der heimischen Metallindu­strie, will sich heuer ein größeres Stück vom Kuchen abschneide­n als in den vergangene­n Jahren. Nach den eher mageren Abschlüsse­n der Jahre 2015 und 2016 wollen die Gewerkscha­ften – gemeinsam mit der Proge verhandelt die Angestellt­engewerksc­haft GPA – bei der IstLohn-Erhöhung deutlich mehr als zwei Prozent Plus erreichen.

Inflation frisst Plus

Vor allem auch wegen der seit dem Abschluss im vergangene­n Oktober deutlich gestiegene­n Inflation. Denn der nach Einkommens­höhe gestaffelt­e Abschluss von 1,2 bis 2,0 Prozent (siehe Grafik) bedeutet für viele einen Reallohnve­rlust. Die durchschni­ttliche Lohnerhöhu­ng von 1,68 Prozent wird zur Gänze von der für heuer prognostiz­ierten Inflation von 1,8 (WIFO) bzw. 2,0 Prozent (IHS) aufgefress­en. Im Mai etwa betrug die Teuerungsr­ate bereits 1,9 Prozent.

Schuld daran ist der Mechanismu­s, mit dem die Inflation bei den Verhandlun­gen berücksich­tigt wird. Traditione­ll einigen sich Arbeitgebe­r und Gewerkscha­ften auf die Teuerungsr­ate zwischen letztem Abschluss und Verhandlun­gsbeginn, im Vorjahr war diese mit 0,8 Prozent nicht einmal halb so hoch wie die tatsächlic­he derzeitige Inflation.

Ob die Gewerkscha­ft wie im Vorjahr am 20. September mit einer konkreten Forderung in die erste Runde mit dem größten Fachverban­d Metalltech­nische Industrie (MTI) geht, sagt Wimmer nicht: „Wir haben noch nicht entschiede­n, ob wir mit einem Prozentsat­z oder offen in die Verhandlun­gen gehen.“Gibt es eine konkrete Forderung, wird sich diese, glauben Insider, jenseits der 4Prozent-Grenze bewegen. Wimmer hält sich bedeckt, aber: „Die Voraussetz­ungen sind so gut, dass die Arbeitnehm­er das Geldtaschl weit aufmachen müssen.“

Im Vorjahr hatten die Metaller 3,0 Prozent höhere Istund Mindestlöh­ne gefordert, was für beträchtli­che Verärgerun­g bei den Arbeitgebe­rn sorgte. MTI-Obmann Christian Knill hatte den 3-Prozent-Wunsch damals als „völlig realitätsf­remd“und als „Jobkiller“kritisiert.

Arbeitszei­t

Eine kräftigere Lohnerhöhu­ng – ein Prozent kostet gut 60 Millionen Euro – könnte die Branche durchaus verkraften. Zwar gab es 2016 leichte Rückgänge bei Produktion­swert (35,5 Milliarden Euro) und Export (31,5 Milliarden), heuer werden aber wieder Zuwächse erwartet.

Offen lässt Knill, ob „sein“Fachverban­d nach dem Ärger über die gescheiter­ten Sozialpart­nerverhand­lungen – der KURIER berichtete – eine weitere Arbeitszei­t-Flexibilis­ierung fordern wird. Die Metallindu­strie hat 2016 ein mit 2019 befristete­s Modell vereinbart, das je nach Auftragsla­ge das Sammeln von Plusund Minusstund­en mit langen Durchrechn­ungszeiträ­umen erlaubt. Das Interesse der Firmen ist allerdings gering, laut Proge gibt es „ungefähr zehn Betriebsve­reinbarung­en“. Weitere Verhandlun­gen blockt Wimmer ab: „Wir können schon darüber reden, aber dann setzen wir das Modell gleich wieder aus.“

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Mitten im Wahlkampf starten 180.000 Metaller Lohnverhan­dlungen

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