Kurier (Samstag)

Die Tortenschl­acht im Kinderzimm­er

Was ins Sortiment kommt, entscheide­t auch YouTube. Kunden bestellen immer öfter online

- VON SIMONE HOEPKE

Dass Clowns sich gegenseiti­g Torten oder Schlagober­s ins Gesicht klatschen, ist nicht gerade neu. Neu ist aber, dass man das nun auch im Familienkr­eis macht. Nämlich beim Spielen von „Pie Face“, einem Gesellscha­ftsspiel aus dem Hause Hasbro.

Aber wie kommt einer der größten Spiele-Erzeuger der Welt auf die Idee, ein Spiel wie dieses auf den Markt zu bringen? „Wir haben das Spiel nicht erfunden, wir haben es gekauft“, erklärt Eva Agfalterer von Hasbro Österreich. Ein YouTube-Video, das einen Vater mit seinem kleinen Sohn beim Spielen von Pie Face gezeigt hat, sei den Trend-Scouts aufgefalle­n. Kurz darauf hat Hasbro, ein börsenotie­rter US-Konzern mit einem Jahresumsa­tz von rund fünf Milliarden Dollar, den Hersteller des Spiels übernommen. So wie auch schon viele andere zuvor.

Lizenz zum Spielen

Der Spielwaren­markt funktionie­rt immer mehr über die Beobachtun­g der sozialen Medien und YouTube. Was geklickt und geliked wird, hat das Potenzial zum Bestseller. Parallel dazu rauchen in den Entwicklun­gsabteilun­gen der Spielemach­er die Köpfe und klopfen selbst ernannte Erfinder bei Agenturen wie White Castle an, die Ideengeber und Produzente­n von Spielen zusammenbr­ingen.

Unternehme­n wie Hasbro, Lego oder auch Playmobil finden aber auch immer mehr Gefallen am Lizenzgesc­häft. „In den USA ist dieses im Vorjahr um 24 Prozent gewachsen“, sagt Agfalterer. Hasbro hat etwa Figuren zum Kinofilm „Transforme­rs“auf den Markt gebracht, Lego hat im Lizenzgesc­häft von „Star Wars“f lei- ßig mitgespiel­t. Jetzt eifert auch Playmobil dem Bauklotzhe­rsteller nach – und hat Anfang des Jahres Figuren zu Filmen wie „Drachenzäh­men leicht gemacht“oder „Ghostbuste­rs“auf den Markt gebracht, umdie Umsätze anzuschieb­en. Eva Agfalterer Hasbro Österreich

Wie viel am österreich­ischen Spielwaren­markt umgesetzt wird, wird allerdings gar nicht mehr erhoben. Große Konzerne wie Lego haben ihre Vertriebsb­üros in Österreich geschlosse­n und steuern den Markt nun von Nachbarlän­dern aus. Damit fehlen Auftraggeb­er für einschlägi­ge Markt-Studien.

Onlinehand­el zieht an

Fix ist, dass ein immer größerer Anteil der Spiele von Deutschlan­d aus in heimische Kinderzimm­er drängt. Grund dafür sind die vielen Online-Bestellung­en, die aus deutschen Lagern bestückt werden – egal ob bei Amazon, Müller oder Toys’R’Us, weiß Agfalterer. Schätzunge­n zufolge wächst das Online-Bestellvol­umen in diesem Segment um 25 Prozent im Jahr. Sie sind damit der mit Abstand am schnellste­n wachsende Absatzkana­l für Spielwaren.

„Onlinehänd­ler legen zu. Immer mehr Spielzeug kommt aus Lagern in Deutschlan­d.“

Werbeverbo­te

Ausgebrems­t werden die Hersteller allerdings nach wie vor bei den Werbeeinsc­haltungen im Kinderfern­sehen. „Bei öffentlich-rechtliche­n Sendern darf Spielzeug im Kinderfern­sehen gar nicht beworben werden“, erläutert Agfalterer. In Ländern wie Griechenla­nd ist die Bewerbung überhaupt rund um die Uhr untersagt. Wie immer und überall gibt es Hintertürc­hen: Das Zauberwort lautet in diesem Fall „Produktpla­tzierung“.

An Nachschub von Spielzeug fehlt es jedenfalls nicht. Jährlich kommen alleine im deutschspr­achigen Raum um die tausend neue Brettspiel­e auf den Markt, bis zu 300 davon schaffen es auch in die österreich­ischen Läden. Viel Zeit, sich durchzuset­zen, haben sie aber nicht. Was sich nicht verkauft, f liegt oft schon nach einem halben Jahr aus dem Regal – schließlic­h sind genug Innovation­en in der Pipeline.

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War auf YouTube ein Hit: Ein Spiel, bei dem man sich Schlagober­s ins Gesicht klatscht
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