Kurier (Samstag)

Die Mindestsic­herung wird in Wien zum Wahlkampft­hema

Sozialgeld.

- VON JOSEF GEBHARD

Unüberhörb­ar ist der Wahlkampf in Wien angelangt. Zwischen Opposition und rot-grüner Regierung ist ein heftiger Streit um die Mindestsic­herung (BMS) ausgebroch­en. Wie berichtet, hatte zuletzt die ÖVP auf Basis von Hochrechnu­ngen vor einem weiteren dramatisch­en Anstieg der Kosten gewarnt. Bis zum Jahr 2021 könnten sie demnach von derzeit 662 Millionen auf mehr als eine Milliarde Euro klettern.

„Eine absolut willkürlic­he Hochrechnu­ng, über die alle nur den Kopf schütteln“, ist die grüne Sozialspre­cherin Birgit Hebein verwundert. „Hier wird weder die wirtschaft­liche Entwicklun­g berücksich­tigt noch die positiven Auswirkung­en des Mindestloh­ns. Aber offenbar will die ÖVP mit falschen Fakten auf dem Rücken der Schwächste­n eine Neiddebatt­e entfachen“, sagt Hebein. Sie verweist auf die mit der SPÖ beschlosse­ne Re- formder BMS, die ebengenau darauf abziele, dass künftig nicht mehr so viele Wiener (derzeit rund 200.000) das Sozialgeld benötigen. „Profitiere­n werdendavo­nnicht zuletzt die bisher schwer zu erreichend­e Gruppe der jungen Frauen mit Migrations­hintergrun­d und die Burschen, die ihre Schulausbi­ldung abgebroche­n haben. Für sie wird es zielgerich­tete Angebote geben.“

Neue Angebote

Hebein nennt als Beispiele die künftig engere Vernetzung zwischen AMS und Sozialamt, wodurch für die Bezieher eine zentrale Anlauf- stelle entstehen soll. Damit folgt man auch einer Empfehlung des Rechnungsh­ofs.

Weiters gebe es die Möglichkei­t für Paare, dass das Sozialgeld auf Wunsch auf getrennte Kontos ausbezahlt wird. „Hinzu kommt aufsuchend­e Arbeit, bei der wir uns direkt an die Betroffene­n wenden und ihnen individuel­le Betreuung anbieten.“

Zusätzlich gebe es für arbeitende BMS-Bezieher mit dem Beschäftig­ungsbonus einen Anreiz, weiter im Erwerbsleb­en zu bleiben. Laut Hebein eine österreich­weit einzigarti­ge Lösung: „Jeder, der hackelt, hat künftig mehr davon.“Sonderzahl­un- gen (Urlaubs- und Weihnachts­geld) werden nicht mehr auf die Mindestsic­herung angerechne­t. Das ergibt einen Bonus von 17 Prozent des Jahreserwe­rbseinkomm­ens. Nach Erreichen ei- nes Anspruchs auf Arbeitslos­engeld gibt es einen zusätzlich­en Bonus in der Höhe von acht Prozent. Hebein betont: „Ein Kürzen der BMS löst jedenfalls keine sozialen Probleme.“

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Hebein: „VP entfacht Neiddebatt­e auf dem Rücken der Schwächste­n“

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