Kurier (Samstag)

Orbán: „Wer Polen angreift, greift ganz Mitteleuro­pa an“

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EU-Sanktionsv­erfahren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Polens engster Verbündete­r in der EU, Viktor Orbán, das Rechtsstaa­tsverfahre­n gegen Warschau verurteile­n würde. „Wer Polen angreift, greift ganz Mitteleuro­pa an“, warnte der ungarische Premier am Freitag in seinem regelmäßig­en Interview mit dem Staatsrund­funk.

Zwei Tage zuvor hatte die EU-Kommission erstmals ein Verfahren nach Artikel 7 der EU-Verträge eingeleite­t, da sie Gewaltente­ilung und Rechtsstaa­tlichkeit durch die Justizrefo­rmen der rechts-nationalen polnischen Regierung bedroht sieht. Das Verfahren könnte im schlimmste­n Fall mit einem Entzug der Stimmrecht­e Polens enden. Dafür ist aber Einstimmig­keit aller Mitgliedss­taaten nötig – und hier kommt Orbán ins Spiel.

„Unüberwind­bar“

„Wir müssen der EU klarmachen, dass es sinnlos ist, dieses Verfahren gegen Polen überhaupt zu beginnen, weil es keine Chance hat, durchzukom­men“, wetterte der Rechts-Populist. „Denn Ungarn wird eine unüberwind­liche Sperre bilden.“Ohne Polen gebe es kein starkes Mitteleuro­pa, sagte Orbán und befeuerte die EU-Skepsis vieler Osteuropäe­r. Brüssel missachte deren Sorgen und „betrachtet nur das als Problem, was für westliche Staaten ein Problem ist“.

Orbán regiert selbst zunehmend autoritär. Wie in Polen sieht die EU auch in Ungarn einen Abbau von Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit und hat bereits Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen das Land eingeleite­t, allerdings weniger weitreiche­nde als jene nach Artikel 7.

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