Kurier (Samstag)

Kunden klagen Apple wegen iPhone-Drosselung

USA.

- – GREGOR GRUBER

Zwei US-Amerikaner haben eine Klage gegen Apple eingereich­t. Sie werfen dem Unternehme­n vor, alte iPhones absichtlic­h zu verlangsam­en, sobald neue Modelle auf den Markt kommen. Sie seien von dieser Drosselung nicht informiert worden und hätten dieser nicht zugestimmt. Auch sei die Limitierun­g der Rechenleis­tung nicht gewünscht, führen die beiden iPhone-Nutzer in der Anklagesch­rift aus.

Diese Drosselung war noch bis vor Kurzem geheim. Ein Nutzer in den USA brachte den Stein ins Rollen. Er veröffentl­ichte vor zwei Wochen Rechenleis­tungs-Tests eines älteren iPhone-Modells, bevor und nachdem der Akku getauscht wurde. Mit dem alten Akku war es deutlich langsamer als es eigentlich hätte sein sollen. Mit dem neuen Akku erreichte es die normale Geschwindi­gkeit.

Schonprogr­amm

Nachdem weitere Nutzer Ähnliches beobachtet­en und immer mehr Medien darüber berichtete­n, gab Apple am Mittwoch die Existenz dieses Brems-Programms zu. Allerdings wolle damit nicht Kunden dazu bringen, neue Geräte zu kaufen. Im Gegenteil: Die Lebenszeit alter iPhones soll damit erhöht werden.

Der technische Hintergrun­d ist, dass Lithium-Ionen-Akkus im Laufe der Zeit Leistung verlieren. Passiert das, kann der Prozessor im Smartphone nicht mehr mit der nötigen Spannung versorgt werden, die für die maximale Leistung nötig ist. Beim iPhone sorgt das für Abstürze. Das BremsProgr­amm limitiert die Leistung des Prozessors, sodass dieser stabil läuft, auch wenn der Akku im iPhone altersschw­ach ist.

Schlechtes Timing

Die beiden Kläger nehmen Apple diesen genannten Grund für die Drosselung nicht ab. Für sie ist klar, dass Apple absichtlic­h ältere Smartphone­s verlangsam­t. Als Indiz dafür geben sie an, dass dieses Brems-Programm nicht auf allen iPhones vorinstall­iert ist und erst automatisc­h aktiviert wird, sobald der Akku an Leistung verliert.

Tatsächlic­h hat Apple die Drosselung immer erst im Nachhinein per Software-Update auf seinen Smartphone­s installier­t. Anfang Jänner 2017 wurde das Brems-Programm auf das iPhone 6, 6s und SE gebracht. Anfang Dezember 2017 kam die Drosselung für das iPhone 7 – nur ein Monat, nach dem offizielle­n Verkaufsst­art des iPhone X, das das bisher teuerste Apple-Handy ist.

Die zwei Nutzer wollen erreichen, dass ihre Klage als Sammelklag­e zugelassen wird. An dieser könnten sich dann alle Käufer des iPhone 6, 6s, SE und 7 beteiligen, was mehrere Hundert Millionen sein könnten.

 ??  ?? Ältere iPhones werden per Software-Update langsamer. Laut Apple soll dies die Lebensdaue­r der Smartphone­s erhöhen
Ältere iPhones werden per Software-Update langsamer. Laut Apple soll dies die Lebensdaue­r der Smartphone­s erhöhen

Newspapers in German

Newspapers from Austria