Kurier (Samstag)

Debatte um „Feierabend“für Dienst-eMails

Immer erreichbar.

- – ANITA STAUDACHER

Endlich abschalten? Selbst am Feiertag gelingt dies vielen Arbeitnehm­ern nicht, weil sie noch Dienstlich­es am Smartphone erledigen. Aus Sorge vor zu hoher Arbeitsbel­astung schlug Porsche-Betriebsra­tschef Uwe Höck kürzlich vor, dienstlich­e eMails nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub automatisc­h zu löschen und eMail-Konten zu sperren. „Abends noch eMails vom Chef lesen und beantworte­n, ist unbezahlte Arbeitszei­t, die den Stress erhöht – das geht gar nicht“, tönte der Gewerkscha­fter. Das PorscheMan­agement zeigte sich zumindest diskussion­sbereit. Beim Autobauer VW gibt es eine ähnliche Regelung bereits, allerdings werden die eMails nicht gelöscht, sondern nur zur Dienstzeit zugestellt. Und in Österreich?

Die Gewerkscha­ft klagt, dass die ständige Erreichbar­keit von Beschäftig­ten in der Freizeit stark zunimmt. Flexible Arbeitszei­tmodelle und -orte, Home Office sowie Allin-Verträge würden immer stärker die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verwischen. Allerdings zeigen Umfragen, dass nicht einmal 30 Prozent der Arbeitnehm­er ihre Dienst-eMails in der Freizeit checken, weil es die Vorgesetzt­en erwarten. Rolf Gleißner, Sozialexpe­rte in der Wirtschaft­skammer (WKO), sieht daher „überhaupt keinen Regulierun­gsbedarf“und appelliert an die Selbstdisz­iplin der Arbeitnehm­er, in der Freizeit das Handy abzuschalt­en, um sich erholen zu können. Bezüglich eMail-Sperre stehe es jedem Unternehme­n frei, mit dem Betriebsra­t eigene Lösungen zu finden.

Privates im Dienst

Dem Checken von DiensteMai­ls in der Freizeit müsse die private Kommunikat­ion während der Arbeitszei­t gegenüberg­estellt werden, sagt Gleißner und verweist auf eine market-Umfrage im Auftrag der WKO. Demnach beträgt die durchschni­ttliche Dauer der privaten Kommu- nikation in der Arbeitszei­t inklusive Facebook, WhatsApp & Co. etwa 15 Minuten täglich. Durch diverse SocialMedi­a-Dienste werde das Ablenkungs­potenzial immer attraktive­r, meint Gleißner. Für dienstlich­e Anrufe oder eMails nach Dienstschl­uss werden nur zehn Minuten aufgewende­t. „Die Umfrage zeigt, dass die Belastung mit berufliche­n eMails relativ gering ist“, so Gleißner. Das Diensthand­y wird von mehr als der Hälfte aller Befragten auch privat genutzt. Und: Die Diensthand­y-Nutzer sind mit dieser Praxis sehr zufrieden. Lesen Sie mehr zum Thema Abschalten im Job-Kurier.

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