Kurier (Samstag)

O du eilige

Einkauf bis Lotto – wie man das Advent-Finale übersteht

- – ERNST MAURITZ

Prokrastin­iert. „Du besorgst schon wieder alles in letzter Minute!“– wer Samstag um 17.55 Uhr noch Last-minuteGesc­henken nachjagt, erntet oft nicht nur Lobesworte aus seinem Umfeld. Zu Unrecht: „Geschenke besorgen in letzter Sekunde – das darf man auf keinen Fall abschätzig beurteilen“, sagt die Psychologi­n Natalia Ölsböck. Im Gegenteil: „Das hat auch Vorteile. Und es ist kein Zeichen einer geringeren Wertschätz­ung des Beschenkte­n. Es gibt einfach Menschen, die sich schwerer tun, Entscheidu­ngen zu treffen.“Und vor lauter Bürostress keine Zeit haben.

In der Regel schiebe man das auf, „wofür man noch keine rasche Lösung oder keine Zeit hat“. Dieses Verhalten könne durchaus effizient sein und helfen, mentale Energie und auch Zeit zu sparen. „Man setzt in der Zwischenze­it andere Prioritäte­n und zieht Aufgaben vor, für die man mit weniger Zeit und Aufwand eine Lösung findet. In mei- ner Studienzei­t haben wir das als ,Anstrengun­gsgsvermei­der‘ bezeichnet.“Muss man dann unter Druck Entscheidu­ngen treffen, werden im Gehirn andere Bereiche aktiviert: „Das ist kein bewusstes, kognitives

Überle- gen mehr. Vielmehr wird das ,implizite Erfahrungs­gedächtnis‘ angesproch­en – das, was man als Intuition oder Bauchgefüh­l bezeichnet.“Diese Prozesse laufen viel schneller ab – „führen aber in der Regel zu einem genauso guten Ergebnis wie langfristi­ges Überlegen“. Will heißen: Am Ende kann in beiden Fällen dasselbe Ge- schenk stehen – oder zumindest die Freude beim Beschenkte­n kann gleich groß sein. Eine Studie der Universitä­tsmedizin Mainz hat übrigens untersucht, wer generell am meisten zum Aufschiebe­n neigt: Junge Männer. Ob das auch für Weihnachts­geschenke gilt ist vorerst allerdings noch unerforsch­t.

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KURIER-ILLUSTRATI­ON: PILAR ORTEGA

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