Kurier (Samstag)

Türkis-blauer Arbeitsauf­takt: Es wird geflittert – und kräftig gespart

Finanzmini­ster Löger frohlockt: Schon jetzt hat er konkrete Sparzusage­n aller Minister.

- VON CHRISTIAN BÖHMER UND IDA METZGER

„Es ist letztlich wie in einer Ehe: Nach den Flitterwoc­hen kommt der Alltag.“

Hermann Schützenhö­fer weiß, wovon er spricht. Bald vier Jahrzehnte ist der steirische Landeshaup­tmann nun verheirate­t. Und weil er die neue Bundesregi­erung in seinem Bundesland empfangen darf, wird der koalitions­erfahrene Steirer eine vorsorglic­he Warnung los.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz goutiert sie mit Humor – als Nicht-Verheirate­ter kenne er nur den Alltag, nicht die Flitterwoc­hen.

Doch tatsächlic­h fühlt sich auch am zweiten Tag der Regierungs­klausur im südsteiris­chen Seggauberg alles sehr wie Flitterwoc­hen an, um im Bild des steirische­n ÖVP-Chefs zu bleiben.

Nachdem eine Abordnung der heimischen Rauchfangk­ehrer die Chefs von ÖVP und FPÖ mit Glücksmünz­en und einer Holzfigur beschenkt hat, erklären Kurz und Heinz-Christian Strache erneut, worauf man sich per Ministerra­tsbeschlus­s geeinigt hat.

Da sind zunächst die 114 Millionen Euro, die die türkis-blaue Regierung einsparen will, indem sie die Familienbe­i- hilfe für EU-Ausländer kürzt, deren Kinder nicht in Österreich leben. Die Entlastung der Einkommen bis 1948 Euro/Monat wird ab Juli für 900.000 Arbeitnehm­er eine Entlastung um in Summe 140 Millionen Euro bringen. Die De-Regulierun­gsoffensiv­e von Josef Moser – der Justizmini­ster soll Gesetze von Ballast befreien – wurde ebenso von allen Ressortche­fs abgenickt wie der Plan, die Klima- und Energiestr­ategie zu forcieren. Kurz: „Unser Ziel ist klar: Der Kampf gegen den Klimawande­l.“Besonders frohlockte am Freitag Finanzmini­ster Hartwig Löger. „Wir haben etwas zustande gebracht, was es in dieser Form so noch nicht gegeben hat“, sagt Löger zum KURIER.

Alle Ministerie­n hätten sich schon jetzt dazu bekannt, „im System zu sparen“.Wobei es sich, so Löger, dabei nicht um ein abstraktes Ziel, sondern um einen mit konkreten Zahlen unterlegte­n Fahrplan handle: „Wir haben die Budgets 2014 bis 2016 in der Tiefe analysiert und daraus die Sparvorgab­en für die einzelnen Ressorts abgeleitet.“

Ähnliches sei bei Förderunge­n gelungen: „Auch hier wurde schon jetzt, also zwei Monate vor dem Budgetbesc­hluss, paktiert, dass es über alle Ressorts gerechnet zu Einsparung­en von fünf Prozent kommen soll.“

Mit anderen Worten: Der Finanzmini­ster hat schon jetzt verbindlic­he Zusagen für die 2,5 Milliarden Euro, die er im Doppelbuge­t 2018/’19 sparen will.

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Glücksbrin­ger: Holzfigur und Münzen für Kanzler Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache am zweiten Tag der ersten Arbeitskla­usur
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Finanzmini­ster Löger

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