Kurier (Samstag)

„Rechtsstaa­tlich absoluter Unfug“

Ausgangssp­erren für Asylwerber.

- – E. PETERNEL

Im Wahlkampf war alles einfach: Weniger Freiheiten für Asylwerber, lautete da das Credo der FPÖ.

Jetzt, in Regierungs­verantwort­ung, gestaltet sich die Umsetzung umso schwierige­r. Nachlesen lässt sich das an den FP-Aussagen der letzten Zeit: Zunächst war da die Idee der Massenquar­tiere am Stadtrand, die Johann Gudenus ins Spiel brachte; die relativier­te Vizekanzle­r Strache allerdings nun – schließlic­h trat die FPÖ selbst oft gegen solche Großquarti­ere auf. Er brachte stattdesse­n leere Wiener Kasernen als Unterbring­ung ins Spiel – da grätschte ihm allerdings NeoVerteid­igungsmini­ster Mario Kunasek dazwischen: „Kein Thema“sei das in seinem Ressort, sagte er am Freitag bei der Regierungs­klausur. Das hat wohl den Hintergrun­d, dass in Wien gar nicht viel freier Platz in Kasernen da sein dürfte – jene Objekte, die das Ministeriu­m noch in petto hat, würden bei einem Verkauf vermutlich mehr bringen als eine Asylunterk­unft.

Ähnlich vertrackt dürfte es sich auch mit Straches Forderung nach Ausgangssp­erren für Asylwerber verhalten, die er am Donnerstag erhoben hatte. Die Idee einer abendliche­n Sperrstund­e, die es sogar bis in die Bildzeitun­g geschafft hat, steht rechtlich auf ziemlich wackeligen Beinen: „Ich halte das nicht für möglich“, sagt Verfassung­sjurist Heinz Mayer, der vor sieben Jahren schon mal mit diesem Thema konfrontie­rt war. Damals hatte VP-Ministerin Maria Fekter vorgeschla­gen, Asylwerber bis zu einem Monat in Erstaufnah­mezentren festzuhalt­en. Sie musste, da die Idee auf massive Ablehnung stieß und juristisch als nicht durchsetzb­ar galt, zurückrude­rn.

„Wie Verhaftung“

Heute sei die Lage nicht anders, sagt auch Mayers Kollege Bernd-Christian Funk. Er hält die Idee für „rechtsstaa­tlich absoluten Unfug“; seit 2004 habe es drei Urteile des Verfassung­sgerichtsh­ofs gegeben, die in diese Richtung deuten. „Das kommt einer Verhaftung, einer Internieru­ng gleich“, sagt er – und das sei ein nicht zulässiger Eingriff in die persönlich­e Freiheit. Funk ortet in einer Ausgangssp­erre vielmehr einen „Misstrauen­svorschuss“gegenüber Asylwerber­n. Ähnlich sieht das Wiens SP-Bürgermeis­ter Michael Häupl: „Flüchtling­e sind ja keine Verbrecher“, sagte er.

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Auch deutsche Medien wie die Bild berichtete­n

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